Vor knapp fünf Monaten die OP an der Schulter. Bei den Thüringer Hallen-Landesmeisterschaften (19./20. Januar) steht Julian Reus (LAC Erfurt Top Team) erstmals wieder auf der Bahn. Deutschlands schnellster Sprinter hat über 60 und 200 Meter gemeldet und wird sich am zweiten Wettkampftag dem Heimpublikum in der Erfurter Leichtathletikhalle präsentieren. "Mit der Vorbereitung und meinem aktuellen Stand bin zufrieden. Natürlich verlief die Vorbereitung und das Training aufgrund der Operation an der Schulter anders als in den vergangenen Jahren. Das war im Vorfeld bereits klar. Für mich ist wichtig in der Hallensaison zu sehen, wo stehe ich leistungsmäßig und wo habe ich aufgrund der Operation noch Nachholbedarf", sagt der 30-Jährige.
Reus hatte sich bei der Heim-EM in Berlin an der Schulter verletzt. Im Staffelrennen über 4x100 Meter beendete ein Sturz-Drama alle Medaillenträume. Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) stürzte beim letzten Stabwechsel im Vorlauf, und riss Reus mit. Diagnose: Schultereckgelenksprengung. Es folgten OP, Reha-Maßnahme und langsamer Trainingsaufbau. "Die ersten ein, zwei Wochen nach der siebenwöchigen Pause sind immer nicht so ohne. Aber man hört nach so einer OP viel stärker in sich hinein und schaut, wie reagiert die Schulter, was habe ich für Schmerzen und bei welchen Belastungen tut es weh. Diese Rückkopplung braucht man für die Ärzte und Physios, damit sie wissen, wie man behandeln und die Reha weiter gestaltet werden muss."
Nun folgt für Reus die Rückkehr auf die Bahn. Die Blicke werden aber nicht nur auf den Top-Sprinter gerichtet sein. Für beide Wettkampftage haben rund 600 Athleten aus 52 Vereinen gemeldet. Der Erfurter LAC ist mit 68 Athleten am stärksten ausfgestellt. Einige der Thüringer Athleten sorgten bereits in der Vorwoche beim TLV-Hallenmeeting für mächtig Furore. Mit neuer Bestzeit von 6,80 Sekunden startete Luis Brandner (LAC Erfurt Top Team) in die Saison. "Die 60 Meter waren ein sehr guter Einstieg. Ausgereizt waren sie auf keinen Fall. Vor allem am Start gibt es noch Reserven, die zu einer Zeit unter 6,80 Sekunden führen müssten, wenn man sie ausbessert." Sprint-Trainingspartner Julian Wagner startet am Sonntag nur über die 60 Meter, eine Zeit um die 6,75 Sekunden ist das Ziel des U23-Athleten.
Vor dem Auftakt stehen die Top-Team Läufer wie Alina Schönherr, Lena Posniak, Franz Rott, Tobias Rex und Joscha Bretschneider, die sich zuletzt in Monte Gordo (Portugal) vorbereiteten. "Das Ziel ist vorrangig taktische Variationen zu erarbeiten und damit die darauffolgenden Wettkämpfe vorzubereiten", sagt Trainer Enrico Aßmus. Saisoneinstieg auch für Mittelstreckler Sebastian Keiner. "In der Halle geht es diesmal recht zeitig los, somit sind die ersten Rennen noch mehr als Training anzusehen. Auch allgemein nehme ich die Wettkämpfe als Vorbereitung für die Freiluftsaison und will schon ein paar schnelle Spitzen setzen und zeigen, dass mit mir zu rechnen ist", meint der 29-Jährige.
Die Jenaer-Trainingsgruppe von Rico May "befindet sich noch in der langfristigen Vorbereitung auf Sindelfingen". Für sie sind die Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften (23./24. Februar) der nationale Höhepunkt unter dem Hallendach. "Einige werden sich in Erfurt auch in anderen Disziplinen ausprobieren", sagt May. Wie zum Beispiel Weitsprung-Ass Kevin Brucha, er wird außerdem über 60, 200 Meter und im Hochsprung starten. Max-Ole Klobasa ist über 60, 200 Meter Weitsprung und Dreisprung gemeldet. "Malte Stangenberg beschränkt sich in der Halle auf die 60 Meter, obwohl im Training auch längere Strecken auf dem Programm stehen."
Philipp Reinhardt (LC Jena) blickt mit gemischten Gefühlen auf seinen Saisoneinstieg über 1.500 Meter: "Meine Ambitionen sind derzeit noch nicht abgesteckt. Nach langer Krankheit und Absage des Silvesterlaufes bin ich erst seit anderthalb Wochen wieder im Training. Ich habe am Mittwoch meine erste Halleneinheit in Erfurt gemacht. Am Sonntag wird sich dann zeigen, was der Körper aktuell kann. Ich bin etwas gespannt." Als mitteldeutsche Hallen-Meisterin im Fünfkampf reist Serina Riedel (TSV Zeulenroda) nach Erfut, wo die U18-Athleten in vier Disziplinen gemeldet ist.
Für Kugelstoßerin Luise Weber (ASV Erfurt) steht als Ziel die 15-Meter-Marke, um sich für die Hallen-DM in Leipzig (16./17. Februar) zu empfehlen. ASV-Trainer Richard Debuch hofft bei U20-Kugelstoßer Max Eisenkrätzer auf eine 14 vor dem Komma. In der U18 strebt Jannis Hoidn eine neue Bestmarke von 14,50 Meter mit der Kugel an. Mit dem Vereinsergebnis aus dem Jahr 2018 war Peter Grüneberg von der LG Ohra Energie zufrieden. "Wir waren der viertbeste Verein (ohne Senioren). 2019 soll wieder ein Rang unter den Top 6 erreicht werden. Das Ziel sind mindestens 20 Medaillen, davon zehn Mal Gold. Der Schülerbereich (AK 12-15) soll sich dabei deutlich stärker darstellen als im Vorjahr", blickt Grüneberg voraus. Den Kern aller Medaillenaspiranten stellen Sebastian Lehmann (Männer/60 m Hürden), Elias Pogander (Jugend/60 m Hürden), Lara Gebel (Jugend/400 m) und Laura Kaufmann (Jugend/200 m), die zudem Chancen auf die jeweilige Hallen-DM-Norm haben.
Im Blickpunkt stehen nicht minder die Senioren: Kugelstoßer-Altmeister Andy Dittmar (BiG Gotha) als neuer deutscher Rekordhalter in der M45 hat weiterhin die 18-Meter-Marke im Blick. Auch in der neuen Altersklasse. Als Vielstarter zeigen sich unter anderem Iris Opitz, Timo Krinke (beide LAV Elstertal Bad Köstritz), Detlef Döpping (Gothaer Leichtathletik Centrum), Ludwig Döring (SV Sömmerda) und Rudolf König (Saalfelder LV), die mit Blick auf die Deutschen Hallen-Seniorenmeisterschaften in Halle/Saale (2./3. März) ein erstes Ausrufezeichen setzen wollen.