U23-DM: Silber versöhnt zum Saisonabschluss

Bei seinem DM-Start über 3.000 Meter Hindernis hatte Robin Müller eher auf eine gute Zeit gehofft. Stattdessen baumelte eine Silbermedaille um seinen Hals, mit der er seiner Saison einen versöhnlichen Abschluss geben konnte.

Es war ein Sommer, der einiges an Dramatik in sich trug. Unweigerlich spiegelten die letzten siebeneinhalb Stadionrunden dies in gewisser Weise wider. Für sein Abschlussrennen der Saison hatte es Robin Müller (LC Top Team Thüringen) weniger auf die Platzierung als auf eine gute Zeit abgesehen. „Ich wollte nochmal meine Bestzeit angreifen“, sagte er nach dem Rennen. Dem nicht genug schwirrte ihm noch eine andere Zeit durch den Kopf. Nämlich die Perspektivkadernorm von 8:56 Minuten. Zwei Zeiten, die an jenem Tag unerreicht bleiben sollten.

Medaille statt Bestzeit

Er startete mutig, lief das Rennen bei der Hitze allein von vorne. „Ich musste es mehr oder weniger von vorne laufen, weil ich mich vorab ein wenig umgehört hatte, wer noch schnell rennen will. Das wollte aber keiner. Deswegen habe ich am Anfang auch nichts verloren“, berichtete Robin Müller, der lange den Kurs hielt, „damit ich mir nichts vorwerfen kann“. Der letzte Kilometer wurde dann richtig hart. Das Tempo konnte er nicht mehr halten, einer der Konkurrenten überholte ihn. „Ich war in dem Moment schon kaputt. Da war nichts mehr mit, mich von ihm beflügeln lassen und noch ein bisschen anziehen. Ich war da schon am Ende“, gestand er sich ein.

Seine angestrebten Zeiten waren in diesem Moment außer Reichweite. „Ich wollte es versuchen, aber die Bedingungen waren einfach nicht die besten. Dafür habe ich statt der Zeit eine Medaille bekommen. Das ist doch ein Happy End und auf jeden Fall ein guter Saisonabschluss“, sagte Robin Müller und erinnerte sich an das vergangene Jahr, als er in Koblenz in seinem zweiten Rennen über 3.000 Meter Hindernis bei eigentlich viel besseren Bedingungen seinen „wahrscheinlich schlechtesten Wettkampf“ abgeliefert hatte und als Vorletzter das Ziel erreichte. „Dem Gegenüber ist das doch jetzt eine gute Verbesserung.“

Nichts unversucht lassen

Es ist müßig darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn ihn der grippale Infekt nicht vor einigen Wochen kräftig aus der Bahn geworfen hätte. Bis dahin stimmte die Form bei Robin Müller - sie war sogar so gut, dass er er sich sogar berechtigte Hoffnungen für einen internationalen Startplatz der gerade stattfindenden U20-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) machen konnte. Seinen Hausrekord über die Hindernisse hatte er in Karlsruhe auf 9:02,29 Minuten verbessert und blieb damit deutlich unter dem geforderten WM-Richtwert.

Das Datum von Mannheim war fest in seinem Kopf verankert. Bei der Junioren-Gala wurden die beiden Startplätze für Cali vergeben. Der Traum lebte. Bis zu jenem Tag, als in ein grippaler Infekt von den Beinen riss. Zwangspause. Ruhe. Und das nur drei Wochen vor Mannheim. „Er hatte Fieber, vereitelte Mandeln und musste auch Antibiotika nehmen“, erklärte sein Trainer Enrico Aßmus. Der Tag der Tage rückte unaufhörlich näher. Ebenso wie die Rückkehr ins Training. Ein mühsamer Weg, ein steiniger Weg lag vor ihm. Er wollte nichts unversucht lassen – und startete in Mannheim. „Er konnte 2.000 Meter noch mitlaufen, der letzte Kilometer ist dann sehr schwer geworden“, hatte sein Trainer beobachtet. Der internationale Traum geplatzt. Leere. Stille. Neu sortieren.

Schließlich lagen vor Robin Müller noch zwei nationale Titelkämpfe. Bei der Jugend-DM lief er zu Bronze, in Wattenscheid zu Silber. In diesem Moment sind es die kleinen Erfolge, die ihn etwas versöhnlich stimmten. Ihn aber über seinen geplatzten internationalen Traum nur schwerlich hinwegtrösten konnten. Mut sollte ihm gerade die erste Hälfte dieses Sommers geben. Sie hat gezeigt hat, welch großes Potenzial ihn im steckt. Er wird zurückfinden. Die Pause nutzen, um neue Kraft zu tanken für die nächsten Herausforderungen im kommenden Jahr. -sam-