Philipp Reinhardt ordnet Medizinabschluss alles unter

Krankheit, Coronakrise, Standortwechsel: Genau in dieser Reihenfolge verliefen für Philipp Reinhardt die vergangenen acht Monate. Zu Jahresbeginn hielt ihn eine Erkältung gut drei Monate in Schach – kein Training, keine Wettkämpfe. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie war der Wettkampfbetrieb stillgelegt. Nach und nach werden die Corona-Beschränkungen gelockert. Erste Rennen sind nun wieder möglich. Wenn auch unter strengsten Auflagen. Seine ersten Wettkampfkilometer auf der Straße spulte der 26-Jährige beim 5k Invitational in Berlin runter - und das im Trikot seines Heimatvereins SV Einheit 1875 Worbis.

Zurück zu den sportlichen Wurzeln: Philipp Reinhardt trägt seine Heimat seit Jahresbeginn auf der Brust. Die Abkehr vom LC Jena hatte keine sportlichen Gründe. So neigt sich sein Medizinstudium in Jena langsam dem Ende entgegen. „Im vergangenen Jahr habe ich mein zweites Staatsexamen abgelegt. Perspektivisch habe ich jetzt Jena verlassen. Wenn ich nicht mehr in Jena bin, brauchte ich eine andere Alternative. So habe ich mich entschieden, zu meinem Heimatverein zurückzukehren.“ Und für den bestreitet er jetzt wieder Rennen.

Virtuelle Läufe werden immer beliebter. Das Ausdauersportportal Larasch bot einige dieser Läufe im Rahmen der „Anti-Corona Running-League“ an. Philipp Reinhardt machte mit, solide 15:08 Minuten standen über 5 Kilometer auf der Uhr. „ Die Konkurrenz hat gefehlt, aber ein wenig Feeling kam dennoch auf. Für mich war der Lauf eher eine Ablenkung von der Coronazeit“, erklärt er seine Ambitionen. Besser lief es beim zweiten Fünfer, dem 5k Invitational in Berlin. Auf dem Plan standen vier Läufe á 5 Kilometer. „In jedem Lauf waren zehn Teilnehmer. Das war ein Rennen eher im kleinen Rahmen, ohne Zuschauer. Alle Betreuer trugen Mundschutz. Das war schon ein komisches Flair“, berichtet Philipp Reinhardt.

Die Zeit von 14:47 Minuten fast nebensächlich. „Man muss sich nach dem Rennen hinterfragen, was für ein Aufwand steckt dahinter? Wenn man schaut, wie schnell ich vor einem Jahr die 5 Kilometer gelaufen bin, stellt man fest, da stimmt irgendwas nicht. Die Coronakrise hat sicher dazu beigetragen. Außerdem lief das Training bei mir sehr unstrukturiert“, berichtet der vielseitige Läufer. Aber warum eigentlich?

Für Philipp Reinhardt gibt es eine plausible Erklärung - sein Medizinstudium. Er befindet sich im letzten, im praktischen Jahr. Die ersten vier Monate verbrachte er an seinem Studienstandort am Universitätsklinikum Jena, für den chirurgischen Teil zog es ihn für vier Monaten nach Kempten ins Allgäu. Nun arbeitet der 26-Jährige für die letzten vier Monate in der Kardiologie des Herzzentrums in Leipzig. Sein praktische Jahr endet im Oktober. Es folgen im November noch einige mündliche Prüfungen. Es werden die letzten für das dritte Staatsexamen sein. Bei erfolgreichem Abschluss ist er Arzt.

Dafür hat er in diesem Jahr alles untergeordnet. „Die Trainingspläne von meinem Trainer sind den jeweiligen Arbeitsverhältnissen angepasst. Bei einer Arbeitswoche von 40 Stunden bleibt nur ein kleines Zeitfenster, das ich je nach Möglichkeit nutze“, sagt Philipp Reinhardt, der in der Coronazeit als systemrelevant eingestuft wurde. Groß Zeit sich auszupowern blieb nicht. Nun genießt er langsam wieder die schönen Seiten seines Sports. Ebenso die ersten Rennen. Wie zuletzt in Berlin. „Es hat richtig Spaß gemacht zu laufen.“ Ein schöner Lichtblick in dieser doch recht unbeständigen Zeit.