Im Innersten schlägt sein Herz für die längere Strecke, offiziell nominiert wurde Karl Junghannß für die Heim-EM in München (15. bis 21. August) wegen der starken Konkurrenzsituation für die 20 Kilometer. Ausgetragen wird diese Entscheidung im Gehen am vorletzten Wettkampftag (20. August) um 8.30 Uhr im Herzen der Münchner Innenstadt.
Bei den Weltmeisterschaften in Eugene (Oregon) profitierte Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen) vom WM-Verzicht seines Trainingspartners Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), wodurch einer der drei Startplätze über 35 Kilometer frei wurde und er nachrückte. Bei der WM-Premiere über die neue Strecke kämpfte sich der 26-Jährige als 34. ins Ziel. Es war nicht das erhoffte Ergebnis. Ernüchternd der Rückblick: „Wir haben die Leistung in der Weltspitze falsch eingeschätzt. Diese war vorher nicht ersichtlich, so dass wir uns im Training mehr an den 50 Kilometern orientiert haben.“ Das Tempo erwies sich an der Spitze doch als recht zügig.
Gute Vorzeichen für den EM-Start
Es sind Worte voller Enttäuschung, die dennoch etwas hoffnungsvolles in sich tragen. Das Rennen brachte nämlich eine wichtige Erkenntnis. „Wir werden das Training umstellen. Das ist der Plan für das nächste Jahr. Das Training für die 35 Kilometer wird sich dann mehr in Richtung 20 Kilometer orientieren.“ Die WM hat er inzwischen abgehakt, der Fokus liegt nun auf der Heim-EM, wo Karl Junghannß über 20 Kilometer starten wird. Nach seiner Rückkehr aus den USA taten ein paar ruhige Tage dem Körper gut. „Die WM habe ich gut verkraftet und bin dann wieder ins Training gestartet. Es wird von Tag zu Tag immer besser. Die Tests in Leipzig zeigten auch keine Auffälligkeiten. Ich bin erstmal fit.“ Sehr vielversprechend verlief am vergangenen Freitag eine schnelle 15 Kilometer auf der Straße. Seine Beine fühlten sich für ihn ebenfalls in den vergangenen Tagen sehr frisch und gut an.
Die Vorzeichen für seinen EM-Start könnten nicht besser sein. Anders noch wie vor seinem Start bei der WM-Premiere über 35 Kilometer. Gleich zu Beginn des Trainingslagers in Flagstaff (USA) wurde er positiv auf das Corona-Virus getestet. Einhergehend mit den typischen Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost. „Ich bin zehn Tage ausgefallen und habe danach wieder mit sehr leichtem Training angefangen. Ich hatte danach keinerlei Einschränkungen oder Nachwirkungen. Es war eher ein milder Verlauf“, erklärt Karl Junghannß. Bei seinem WM-Einsatz kamen dann einige Faktoren, die ein besseres Abschneiden verhinderten, zusammen. „Sicherlich hat man die Corona-Infektion noch ein wenig gemerkt. Und das in Kombination mit dem Höhentrainingslager und der Hitze war dann doch ein bisschen zu viel.“
"Sprint"- statt Langstrecke
Nur vier Wochen nach seinem WM-Start über 35 Kilometer geht Karl Junghannß in München die 20 Kilometer an. Eine Strecke, die ihm bereits einen internationalen Erfolg bescherte. Nämlich vor fünf Jahren als U23-Athlet bei den Europameisterschaften im polnischen Bydgoszcz, als er mit einer klugen Renneinteilung Zweiter wurde. Sein letzter Start über die "Sprintdistanz" mit einem Ergebnis ist datiert auf Anfang April. In Podebrady wurde er in 1:20:53 Stunden Zwölfter. „Ich kann wenig einschätzen, wo ich aktuell stehe. Ich werde so gut wie möglich gehen und will dabei schon eine gute Leistung erbringen. Es ist aber so, dass ich mit weniger Druck an die 20 Kilometer rangehe und auch nicht zu viel erwarte“, sagt Karl Junghannß.
Wohler fühlt er sich aber über die längere Distanz. Die innerdeutsche Konkurrenzsituation über 35 Kilometer ist aber so stark, dass er als Vierter mit erfüllter Norm "nur" Ersatz ist. Besonders gut kommt er mit „relativ warmen Temperaturen“ klar. „Das ist schon ein Vorteil“, findet er. Für einen zusätzlichen Schub können die Zuschauer sorgen. Die flache Pendelstrecke in der Münchner Innenstadt (Odeonsplatz) ist kostenfrei zugänglich. Das lässt auf gut besuchte Wettbewerbe hoffen. Wie zuletzt bei den Weltmeisterschaften 2017 in London oder ein Jahr später bei der Heim-EM in Berlin, wo hunderte Zuschauer mit den Athleten mitfieberten und sie kräftig anfeuerten. Diese Kulisse kann durchaus beflügeln und die Aktiven tragen. Egal ob über 35 oder 20 Kilometer, jede Unterstützung zählt. -sam-