Jugend-Hallen-DM: Das vielseitige Repertoire der Luise Herdegen

60 Meter, 60 Meter Hürden, 200 Meter, 400 Meter: In der bisherigen Hallensaison hat Luise Herdegen ihr vielseitiges Repertoire schon voll ausgeschöpft. Mal ausgenommen von den 100 und 400 Meter Hürden, die nur in der Freiluftsaison möglich sind. Und gleich in drei der vier Disziplinen (Halle) glänzte sie zuletzt mit neuen Bestzeiten und unterbot die jeweiligen Richtwerte für die Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg (15./16. Februar). Starten wird die 18-Jährige vom LC Jena aber nur in zwei Disziplinen.

Es war noch im alten Jahr, genauer am 14. Dezember, als beim Jahresabschlusssportfest in Dresden, über 60 Meter die erste Bestzeit (7,95 sec) fiel. Mehr als einen Monat später blieb Luise Herdegen bei den Thüringer Hallenmeisterschaften in Erfurt mit 7,96 Sekunden nur hauchdünn über ihrer Bestzeit, im Hürdensprint standen 8,96 Sekunden auf der Uhr.

Vielversprechend hatte schon das neue Jahr begonnen. Zum Auftakt ging es zum Jugendmeeting nach Chemnitz, wo sie über 200 Meter richtig schnell unterwegs war und mit 25,60 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit lief. Das Freuden-Hoch hielt wieder an. Ihr Start bei den Mitteldeutschen Hallenmeisterschaften in Halle/Saale wurde über 400 Meter ebenfalls mit einer neuen Bestzeit von 57,03 Sekunden versüßt. „Ich war mit meinem Rennen sehr zufrieden. 14 Tage zuvor war ich in Erfurt die 400 Meter noch zu schnell angegangen. In Halle habe ich mir das Rennen besser eingeteilt und hatte hinten raus noch ein bisschen mehr Luft“, berichtet Luise Herdegen.

Bisher verlief ihre Hallensaison wie im Rausch. Bedingt einerseits durch eine optimale Vorbereitung. „Ich bin ohne Probleme durch die Winterpause gekommen. Das mag daran liegen, dass ich nicht besonders verletzungsanfällig bin. Ich konnte immer gut trainieren und musste nie aussetzen“, erklärte die U20-Athletin ihre komfortable Ausgangslage. Andererseits durch einen schnellen Trainingspartner: Lukas Peter. Er drückte beim Erfurt-Indoor seine Bestzeit über 400 Meter auf exakt 48,00 Sekunden. Und eben jener Lukas Peter ist es auch, der das gemeinsame Training so wertvoll erscheinen lässt. „Er war im vergangenen Jahr über 400 Meter Hürden gut in Form. Wir pushen uns im Training gegenseitig. Einen Trainingspartner wie Lukas zu haben, ist richtig super.“

Ihre Zeiten klingen genauso vielversprechend. Auch für Neubrandenburg. Wenngleich sie in drei Disziplinen – 60 Meter Hürden, 200 und 400 Meter – an den Start gehen könnte. Schlussendlich
fiel die Wahl auf zwei Strecken, die aussichtsreichste sind die 400 Meter. Abschließend sollen die 200 Meter folgen. „Auf der Hallenrunde möchte ich gern meine Bestzeit angreifen“, sagt die ambitionierte Athletin, die sich in ihrem letzten U20-Jahr befindet. Und dafür heißt es nochmal richtig anzugreifen. „Es wäre freilich schön, eine Medaille bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften zu gewinnen, aber das ist doch zu weit weg“, blickt sie realistisch auf ihre Chancen. Bessere Chancen rechnet sie sich im Sommer über die 400 Meter Hürden aus. „Das Ziel ist das Finale. Wenn es richtig gut läuft, dann ist vielleicht auch eine Medaille drin.“

Perspektivisch sieht sie sich schon über 400 Meter Hürden. Eine Strecke, die sie mag, die sie antreibt und wo ihre Fähigkeiten am ehesten zum Tragen kommen. „Mir machen die 400 Meter Hürden richtig viel Spaß. Das ist gerade der Reiz an der Disziplin, wenn man auf den letzten 100 Metern nochmal kämpfen und alles aus sich rausholen muss.“ Über die Langhürde ist sie noch nicht allzu lange unterwegs, erst seit der U16 – beginnend mit den 300 Meter Hürden. Hingeführt hat sie ihre damalige Trainerin Romy Gürbig. „Sie sagte mir, probier doch mal die längere Strecke aus. Sie hatte gesehen, dass ich über 80 Meter schon recht schnell unterwegs war. Bisher lief es über 400 Meter Hürden schon ganz gut.“

Im Sommer haben dann die Hürden-Rennen Vorrang. So erweitert sich ihr vielseitiges Programm noch um den Hürdensprint. „Mein Trainer sagt, dass die 100 Meter Hürden für die 400 Meter Hürden nicht so schlecht sind, obwohl sie vom Rhythmus total was anderes sind.“ Kommt sie gut aus der Hallensaison und verletzungsfrei durch die Vorbereitung auf die Freiluftsaison, dann ist ihr im Sommer einiges zuzutrauen. Was sie drauf hat, das hat sie in der Halle schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Trainer Rico May: „Luise ist eine sehr fleißige Sportlerin. Obwohl sie vom Charakter her eher ruhig ist, ist sie enorm ehrgeizig, oft aber auch recht kritisch mit sich selbst. Mit Lukas Peter hat sie einen ähnlich gelagerten Trainingspartner, was so manche harte Trainingsbelastung erträglicher werden lässt. Luises Stärken sind ihre gute Hürdentechnik gepaart mit einem guten Laufschritt und der nötigen Geschwindigkeit. Trotz der hohen Belastung eines 400m-Trainings konnte sie ihre Schnelligkeit von Jahr zu Jahr steigern. Dass Luise für die Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften gleich über drei Strecken (60m Hürden, 200m, 400m) qualifiziert ist, zeigt ihre Vielseitigkeit und damit auch eine gewisse Zukunftsperspektive. Aus meiner Sicht liegt diese auf der 400m Hürden-Strecke, für die sowohl Schnelligkeit auf den Unterdistanzen, eine gute Sprint- und Hürdentechnik sowie Stehvermögen und Ausdauer nötig sind. All das verkörpert Luise schon recht gut, hat aber mit ihren gerade mal 18 Jahren noch viel Potential.“