Jena: Malte Stangenberg zurück zu alter Stärke

Das verflixte letzte Jahr: Malte Stangenberg war gut drauf. Die Trainingswerte stimmten, der Jenaer war heiß auf die Bahn. Erst durfte er nicht zeigen was er konnte und dann bremste ihn noch eine Rückenverletzung aus. Rückzug statt Vollgas. Saisonaus statt Bestzeiten. Mit Beginn des neuen Jahres stieg die Formkurve wieder an. Im Sommer soll es dann erstmals über die Stadionrunde gehen.

Er wird immer schneller: Hamburg (21,99 sec), Erfurt (21,94 sec), Chemnitz (21,80 sec). Innerhalb von gut vier Wochen steht eine neue Hallen-Bestzeit über 200 Meter für Malte Stangenberg im Buch. Erleichternd registriert der 20-Jährige diesen positiven Trend. „Ich hatte es insgeheim gehofft, dass es so kommt. Nach dem vergangenen Jahr, wo ich gar nicht laufen konnte, ist es jetzt wieder schön am Start zu stehen und solche Zeiten zu rennen“, sagt der Sprinter, der seit Jahresbeginn das Trikot des LC TopTeam Thüringens trägt. Ebenso wie Trainingspartner Max-Ole Klobasa. Überzeugt hat das Gesamtpaket. „Uns hat die Idee gut gefallen, das Thüringer Leichtathletik-Talente unter einer Marke und als Team einheitlich auftreten. Zumal die Unterstützung sich für uns verbessert hat.“

Erfurt Indoor als cooles Event

Das neue Trikot fühlt sich für ihn bisher ganz gut an. Zumal die Zeiten über 60 und 200 Meter schon recht vielversprechend sind. Die Norm für die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (26./27. Februar) hat er zwar schon unterboten, aber ob es für einen Startplatz reicht, wird sich nach dem Meldeschluss (13. Februar) zeigen. In Zeiten der Corona-Pandemie sind die Teilnehmerfelder begrenzt. Über 200 Meter auf 18 Athleten. „Es ist schwer zu sagen, ob die 21,80 Sekunden dafür reichen. Normalerweise müsste es reichen, ich kann es aber nicht sicher sagen. Bestenfalls kann ich die Zeit nochmals toppen, um sicher dabei zu sein“, sagt Malte Stangenberg lächelnd. Die nächste Chance dafür bietet sich ihm am kommenden Samstag beim offenen Hallenmeeting in Chemnitz.

Ebenfalls schnell unterwegs ist er über die kürzeste Distanz. Mit 6,87 Sekunden liegt er neun Hundertstel über seiner Hallen-Bestzeit. Ein Detail ist hier von ganz besonderer Bedeutung: der Start. „Wenn man den Start gut trifft, dann hat man schon die halbe Miete. Das hat bei mir technisch noch nicht so gut funktioniert, wenngleich die Zeit in Ordnung ist“, sagt er. Einen besseren Start wünscht er sich zum Erfurt Indoor (1. Februar). Nach 2019 und 2020 ist er jetzt das dritte Mal als Aktiver dabei. „Die Halle ist mir sehr bekannt, durch die Hallenmeisterschaften und das gelegentliche Training. Ich habe das Erfurt Indoor als cooles Event mit zahlreichen Zuschauern in Erinnerung. Und natürlich die nationalen wie internationalen Sprinter, bei denen man sich was abschauen konnte. Es hat immer richtig viel Spaß gemacht“, denkt er an seine Auftritte zurück.

Mehrfach ausgebremst

Das vergangene Jahr ist ebenso präsent. Nicht der Leistungen wegen. Die gab es nämlich nicht. Weder in der Halle noch in der Freiluftsaison. „Das Jahr war generell problematisch. Das hat in der Hallensaison angefangen. Ich war recht fit und das Training lief ebenfalls gut. Wettkämpfe konnte ich wegen der Corona-Pandemie keine machen“, soweit der ernüchternde Rückblick auf die ersten Monate. Der Übergang zur Sommersaison verlief vielversprechend. Auch hier ließen die Werte auf eine gute Saison hoffen. „Kurz bevor die Saison begann, bekam ich Rückenprobleme. Es hat sich im unteren Rücken alles verklemmt und verschoben angefühlt. Mehrfach habe ich daraufhin einen Arzt aufgesucht“, schildert Malte Stangenberg die Zeit. Das MRT brachte Aufschluss: Bandscheibenvorfall. Er beruhigt: „Im Alltag konnte ich mich ganz normal bewegen. Nur beim maximalen Sprinten waren die Nervenbahnen blockiert.“

Die Saison brach er daraufhin ab. Das Rezept beinhaltete ganz viel ausruhen, Physiotherapie und Yoga. Letzteres war für ihn neu. Ein paar Übungen gab es von seinem Physiotherapeuten und von seinem Trainer mit an die Hand. Täglich hatte er dann sein kleines Programm von einer halben bis dreiviertel Stunde. Es schlug an. Noch heute sind die Übungen in seinen täglichen Ablauf integriert. „Yoga hat mit dazu beitragen, dass sich der Rücken entspannt und lockert. Das hat sehr gut angeschlagen.“

Kurswechsel im Sommer

Mit der Trainingsgruppe startete er Ende August mit dem Aufbau, dieser verlief beschwerdefrei. Erstmals wieder auf der Bahn stand Malte Stangenberg zum Jahresabschlusssportfest in Dresden. Ein zweites Rennen lief er in seiner Heimatstadt Hamburg. „Zu dieser Zeit gab es nicht allzu viele Wettkampfmöglichkeiten. Das Heimrennen habe ich gern mitgenommen. Dabei war uns wichtig, dass ich wieder in die Wettkampfroutine reinkomme. Das ist dann ganz gut aufgegangen.“

Aufgehen soll im Sommer ein Kurswechsel, den nämlich zu den 400 Metern. Dieser Vorschlag kam von Trainer Rico May, den er seinem Schützling im Sommer letzten Jahres unterbreitete. „Bei den Planungen schauen wir immer langfristig. So wie jetzt bereits in den Sommer 2023, wo die U23-Europameisterschaften in Finnland stattfinden“, merkt er an. Um einen möglichen Startplatz ins Visier zu nehmen, wird es für die kurze Sprintstrecke wohl nicht reichen. Das Team ist in der Breite mehr als prächtig aufgestellt. „Für mich wird es schwer, dort reinzukommen“, weiß auch Malte Stangenberg.

Mit den 400 Metern setzt er einen neuen sportlichen Reiz. In einem Jahr, wo er sich ausprobieren kann – und möchte. „Ich freue mich darauf und bin sehr motiviert, befreit an die neue Aufgabe herangehen zu können. Das Ziel für den Sommer ist: locker an die neue Strecke herangehen.“ Ein paar Tipps hat er sich bereits von Trainingspartner Lukas Peter abgeholt. Der Langhürdler ist in der Halle über die 400 Meter unterwegs. „Ich sehe sein Programm, er hat über die 400 Meter gesagt, sie sind schon hart, aber machbar.“ Doch das hält den Sportmanagement-Studenten nicht davon ab, es selbst auszuprobieren. In einem Jahr, was nicht noch einmal den Stempel „verflixt“ tragen soll.

Alle Informationen zum Erfurt Indoor: www.meeting-erfurt.com