Julian Reus: „Die Schulen kommen immer gern nach Erfurt“

Ein kleines Jubiläum durften die Organisatoren des SprintCups am Donnerstag in der Erfurter Hartwig-Gauder-Halle feiern. Bereits zum fünften Mal begaben sich Julian Reus und Kai Röckert auf die Suche nach Thüringens schnellster Schule. Für Julian Reus, der das Projekt 2019 ins Leben rief, eine Herzensangelegenheit. Wir sprachen mit dem 36-Jährigen über den Beginn, das Team und seine Funktion als Teammanager beim Deutschen Leichtathletik-Verband.

Julian, was hat dich 2019 bewogen, den SprintCup insbesondere für Kinder ins Leben zu rufen?

Julian Reus: Es ging für mich darum, etwas zurückzugeben. Ich habe viel vom System Leichtathletik und Leistungssport profitiert. Ich finde, dass man einfach eine andere Sicht auf den Sprint werfen kann – nicht nur allein mit dem klassischen 30 Meter Hochstart oder die 100 Meter. Was ich schon als wichtig empfinde, was wir auch im SprintCup mit eingebaut haben. Viel mehr wollten wir die Attraktivität des Sprints hervorheben und zeigen, wo braucht man das überall. Ebenso wie das Thema „Mannschaft“, was wir in der Leichtathletik nicht zwangsläufig haben. Dieses Paket in seiner Vielfalt bietet uns am Ende auch die Chance, den einen oder anderen zu sichten, der in den Verein, Sportschule kommt oder vielleicht sogar für mehr.

Zu Beginnt habt ihr noch die „Schnellste Schule Erfurts“ gesucht. Mittlerweile habt ihr den Sprintcup auf ganz Thüringen ausgeweitet. Ihr sucht „Thüringens schnellste Schule“. Welche Resonanz habt ihr bisher erfahren?

Julian Reus: Wir haben bisher immer alle Meldeplätze voll bekommen. Die Resonanz ist durchweg sehr gut. Die Schulen kommen immer wieder gern nach Erfurt, so dass das für uns absolut positiv ist.

Du organisiert den SprintCup nicht allein, sondern hast mit Kai Röckert einen sehr erfahrenen Mann an deiner Seite. Welche Funktion hat er in diesem Team?

Julian Reus: Er ist der Ansprechpartner und Kommunikator unter den Schulen. Ohne ihn wäre der SprintCup in dieser Form nicht möglich. Er hat die Kontakte und die Reichweite in die Schulen. Das brauchst du einfach, denn ohne den direkten Draht zu den Schulen wird es schwierig - selbst wenn man ein attraktives Format hat. Für unser Team ist seine Arbeit mit den Schulen absolut goldwert.

Die Kommunikation mit den Schulen liegt in den Händen von Kai Röckert. Was sind deine Aufgaben?

Julian Reus: Ich bin zuständig für alles drumherum. Das Ganze organisatorische wie der Tag abläuft, das alle Stationen da und aufgebaut sind, für die Zusammenarbeit mit dem Thüringer Leichtathletik-Verband und die Give aways für die Kinder.

Für die Kinder ist dieser Tag eine große sportliche Challenge. Einige erhalte sogar einen besonderen Bonus, der Anreiz dementsprechend groß. Was verbirgt sich dahinter?

Julian Reus: Die ersten acht Jungs und Mädels der Grundschulen und weiterführenden Schulen dürfen beim Erfurt Indoor laufen. Sie bekommen dafür eine gesonderte Einladung. Das ist für sie nochmals ein Highlight.

Du bist an diesem Tag sehr präsent. Hast du überhaupt einen Blick für die Schülerinnen und Schüler, die um den Sieg batteln?

Julian Reus: ich versuche so oft es geht einen Blick auf die Kinder zu haben. Wichtig ist mir aber vor allem, dass alles reibungslos abläuft und das es den Helfern und Betreuern gut geht.

Den SprintCup organisiert ihr einmal im Jahr. Nach deinem Rücktritt vom Leistungssport 2021 hast du mittlerweile im Berufsleben Fuß gefasst. Du bist beim Deutschen Leichtathletik-Verband tätig. Was sind deine Aufgaben?

Julian Reus: Ich bin Teammanager, leite in dieser Position die Disziplingruppe Sprint und bin komplett für den Erwachsenenbereich zuständig. Das heißt, für alle Disziplinen, die den Sprint betreffen, beispielsweise für Athleten und Athletinnen, für die Sprinttrainer des DLVs, für die Organisation der Trainingslager oder für die Nominierungen.

Das hört sich nach einer sehr umfangreichen Tätigkeit an.

Julian Reus: Das ist auch gar nicht so einfach runterzubrechen auf nur eine Tätigkeit. Ich bin so ein bisschen „Mädchen für alles“, das alles zusammenläuft und die Aufgaben von den Trainern so weit wegzunehmen, dass sie sich ausschließlich auf das Training mit ihren Athleten konzentrieren können.

Du hast zudem weiterhin das Privileg des Reisens. Damals als Athlet und jetzt als Teammanager.

Julian Reus. Absolut. Auch wenn es immer anstrengende Reisen sind, aber ist es schön, wenn man mal rauskommt.

Wie empfindest du diesen Perspektivwechsel?

Julian Reus: Als Athlet hat man nicht alles gesehen, was wirklich dahintersteckt. Das war anfangs für mich schon sehr schockierend, wie viel Arbeit hinter manchmal Kleinigkeiten steckt. Als Athlet, das ist auch richtig so, soll man diese Arbeit nicht sehen und sich eher auf das Training wie Wettkampf konzentrieren und sich zwischendrin erholen. Wenn man sich selbst erholt, fragt man sich schon, was macht in dieser Zeit der Trainer. Der wiederum arbeitet viel, das darf man nicht unterschätzen. Das war etwas, was ich als Athlet selbst nicht so gesehen habe. Obwohl ich dachte ich habe dafür schon ein offenes Auge, aber diese Arbeit dahinter war mir so nicht bewusst.

In deiner neuen Funktion als Teammanager warst du jetzt erstmals bei den Olympischen Spielen in Paris. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Julian Reus: Im Endeffekt sind Olympische Spiele immer sehr unterschiedlich – je nach dem, wo sie stattfinden. Aus meiner Sicht hatten wir mit Rio 2016 keine optimal gelungenen Spiele, ebenso wie mit Tokio, die wir unter Corona-Bedingungen erlebt haben. Jetzt mit Paris hatten wir Olympische Spiele, die waren genial – und das ist etwas was die Spiele auch ausmachen. Da macht es für mich keinen Unterschied, ob ich sie als Athlet oder als Teammanager erlebe.

Wie hast du die Atmosphäre vor Ort wahrgenommen?

Julian Reus: Ich war jeden Tag im Stadion. Für mich waren es mit die besten Olympischen Spiele, die es gab und die ich miterlebt habe. Das hat Paris sehr, sehr gut gemacht.

Nächstes Jahr geht es turbulent weiter. Eine Hallensaison mit zwei internationalen Höhepunkten (Hallen-EM, Hallen-WM), im Sommer die World-Relays, die Team-EM sowie die WM. Da bleibt groß keine Zeit zum Durchatmen, oder?

Julian Reus: Die Sommersaison wird wieder sehr lang. Wir beginnen mit den World Relays (Staffel-WM) Anfang Mai (Guangzhou; 10./11. Mai) und enden im September mit den Weltmeisterschaften (Tokio; 13. bis 21. September). Es wird für uns erneut eine sehr herausfordernde Saison, aber das haben wir in jedem Jahr. In diesem Jahr waren es die World Relays, die Europameisterschaften und die Olympischen Spiele.

Du hast es angesprochen, der Startschuss für die Sommersaison fällt traditionell mit den World Realys (Staffel-WM). Im nächsten Jahr geht es nach China.

Julian Reus: Das stimmt. Ich fliege diese Woche nach Malaysia, um mir das Pre-Camp anzuschauen, wo wir uns auf die World Relays vorbereiten werden. In dieser Vorbereitungszeit geht es darum, Staffel-Maßnahmen und Wechseleinheiten durchzuführen.

Die World Relays sind nicht mehr so wie früher, wo sich acht Staffeln qualifizieren konnten, mittlerweile sind es 14 von 16 Staffeln. Dann kommen noch zwei über die Zeit weiter. Wenn du diese Qualifikation nicht im Mai löst, dann rennst du den Rest der Saison der Zeit hinterher. Es ist für alle Beteiligten sinnvoll, früh einen Haken hinter die Qualifikation zu setzen, um sich dann im Lauf der Saison auf seinen Einzelstart zu konzentrieren. Hinzu kommt, dass sich die ersten Acht für den In-Pool qualifizieren, das heißt für die Bahnen 5, 6, 7 und 8. Das ist gerade in den Kurzsprintstaffeln nochmal wichtig, weil du willst nicht auf Bahn 2 laufen, weil es dann schon extrem schwierig wird, das Finale zu erreichen. -sam-