Körpergröße und Sprungkraft sind nicht zwingend voneinander abhängig! Bestes Beispiel ist Stefan Holm. Mit einer Größe von 1,81 Meter gehörte der Schwede mit zu den kleinsten Weltklasse-Hochspringern. Mit seiner Sprungkraft zählte er gewiss zu den größten. In der Halle übersprang der einstige Olympiasieger 2,40 Meter. Ein Vorbild schlechthin ist dieser für Cedric Spieß. Der U20-Athlet misst selbst „nur“ 1,85 Meter, seine Bestleistung steht bei 1,98 Meter. Die magischen 2,00 Meter sind für den gebürtigen Sondershäuser, der für den Erfurter LAC startet und bei Rico May in Jena trainiert, nur noch eine Frage der Zeit.
Gewiss noch nicht in dieser Hallensaison. Das weiß der 18-Jährige, der leicht lädiert bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften am kommenden Wochenende in Dortmund an den Start gehen wird. „Im vergangenen Jahr bin ich beim Anlaufen mit dem Fuß ungünstig im Tartan hängengeblieben und habe mir dabei das Sprunggelenk verstaucht“, erklärt der Nachwuchs-Hochspringer. Zu Jahresbeginn startete er dann beim 1. Jenaer Hochsprungmeeting, der Auftakt verlief mit 1,92 Metern recht gut. Wenngleich dieser Wettkampf eher kontraproduktiv war. „Ich habe meinen Fuß komplett überbelastet und ihn „zerhauen“.“ Was wiederum bedeutete, dass er auf Starts bei den Hallen-Landesmeisterschaften in Erfurt verzichtete.
Der Fuß brauchte Zeit und Ruhe. Erst bei den Mitteldeutschen Hallenmeisterschaften in Chemnitz griff Cedric Spieß wieder ins Geschehen ein. Der Fuß dick bandagiert. Mit Bandage wird er auch in Dortmund starten. Zuversicht für einen guten DM-Wettkampf geben ihm derweil die Trainingssprünge. „Es läuft schon wieder besser.“ Etwas ärgerlich ist die Verletzung auch dahingehend, dass er im Training bereits gezeigt hat, dass er die magische Marke von 2,00 Meter knacken kann. „In dem Moment, wo ich über 2,00 Meter gesprungen bin, war es ein Riesenglücksgefühl und ich habe erstmal einen Freudenschrei rausgelassen“, erinnert er sich an diesen besonderen Moment. Nun, wo er weiß, dass er die Höhe springen kann, ist es ein stetes hadern mit sich und der Verletzung.
Sondershäuser Sparkassen-Meeting als Wegbereiter
„Ich bin erst seit ein, zwei Wochen wieder im Hochsprungtraining. Für mich zählt am Wettkampftag, dass der Fuß hält. Das ist relativ wichtig. Auch für das eigene Gefühl. Vom weiteren Verlauf lasse ich mich einfach überraschen“, blickt Cedric Spieß voraus, der die Winterferien ein wenig nutzte, um den Kopf frei zu bekommen. Zudem gab es auch ein, zwei Einheiten, um an der einen oder anderen kleinen Stellschraube zu drehen. Punktuell. „Es ging darum, die meine Position bei der Kurveninnenlage besser wird. Ebenso haben wir an meinem Allzeitproblem, dem Schwungbein, gearbeitet.“ In diesen Tagen geht es mehr um die Regeneration vor der Jugend-Hallen-DM. „Das Training wird weniger, damit der Körper Zeit hat, um sich zu regenerieren. Es wird eher auf ein technisches Training unter anderem mit Anlaufkontrolle hinauslaufen.“
Wenn es das Sondershäuser Sparkassenmeeting nicht gegeben hätte, dann hätte es womöglich den Leichtathleten Cedric Spieß auch nicht gegeben. Zunächst eiferte er seinem Vater Thomas Spieß nach. Er ist Judotrainer. Im Judo brachte es Sohn Cedric bis zum Vize-Landesmeister. Es folgte noch ein Ausflug zum Schwimmen, ebenfalls ziemlich erfolgreich. Eine Besuch des Sparkassenmeetings in Sondershausen blieb nicht ohne Folgen. Bei Jana Zöller machte er als Siebenjähriger seine ersten Schritte in der Leichtathletik. Über die Jahre wuchsen die Fortschritte in der Leichtathletik. „Ich wurde zu einem Talent-Wochenende eingeladen und die Leichtathletik wurde zu meiner erfolgreichsten Sportart.“ Folglich wechselte er auf das Erfurter Sportgymnasium.
Wechsel nach Jena
Vor eineinhalb Jahren dann der Wechsel zur Trainingsgruppe von Rico May nach Jena. „Er hatte mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, mich der Hochsprunggruppe um Annabell [Recke] und Finn [Friedrich] anzuschließen.“ Diese Entscheidung machte sich Cedric Spieß nicht leicht, würde er doch liebgewonnene Freunde und Trainer zurücklassen. Doch der neue sportliche Reiz überwog. Durchaus kommen ihm gelegentlich Zweifel. „Gerade dann, wenn ich mich im Vergleich zum Vorjahr nicht großartig steigern kann. Aber es braucht halt alles seine Zeit. Es ist ein langzeitiges Projekt. Das Training ist ein anderes wie in Erfurt. Als Sportler ist man natürlich ehrgeizig und möchte sich so steigern wie der Trainingspartner“, sagt Cedric Spieß, der in Finn Friedrich einen guten Trainingspartner wie Freund in Jena dazugewonnen hat.
Für beide geht es nun zur Jugend-Hallen-DM. Diese nationalen Starts hat sich Cedric Spieß über die vergangenen Jahre hart erarbeitet. Schon früh kristallisierte sich der Hochsprung als seine Disziplin heraus. Sie ist anders, facettenreicher. „In der Jugend war ich im Hochsprung thüringenweit richtig gut, so dass ich mit der Zeit auch deutschlandweit zu Deutschen Meisterschaften fahren konnte.“ Wie jetzt leicht lädiert nach Dortmund. Umso mehr überwiegt die Vorfreude auf den Sommer, wo auch er zeigen möchte, dass er reif für den Club der 2-Meter-Springer ist. -sam-