Jena: Trauer um Speerwurftrainer: Harro Schwuchow ist gestorben

Trauer in der Thüringer Leichtathletik: Der ehemalige Jenaer Speerwurftrainer Harro Schwuchow starb am Montag, 26. Mai, im Alter von 65 Jahren nach langer schwerer Krankheit. Von Oktober 2013 bis Anfang dieses Jahres war Harro Schwuchow als Landestrainer Wurf beim Verband tätig. Er führte unter anderem Thomas Röhler zum Speerwurf-Olympiasieg 2016 und zum Europameistertitel 2018.

Er lebte für seinen Sport, er liebte seinen Sport - und war ein Kämpfer: Leichtathletik-Landestrainer Harro Schwuchow gab seine Leidenschaft, sein Wissen für den Speerwurf an internationale wie die heimischen Athleten weiter. Und seine Athleten zahlten es ihm mit Top-Leistungen zurück. „Er war immer ein Kämpfer trotz seiner Krankheit. Er war ein optimistischer Typ, und er war jemand, der Kinder und Jugendliche für die Leichtathletik speziell den Speerwurf begeistern konnte“, beschreibt TLV-Ehrenpräsident Heinz-Wolfgang Lahmann den Verstorbenen.

Als Harro Schwuchow am 1. Oktober 2013 das Amt des Leichtathletik-Landestrainers im Bereich Wurf/Stoß in Jena übernahm, überwog die Freude. „Er wollte unheimlich gern wieder in die Leichtathletik, weil er zuvor im Banksektor tätig war. Als er die Anstellung beim TLV bekam, war er froh wieder im Hauptberuf zu sein“, merkt Heinz-Wolfgang Lahmann an. Anfang der 80er Jahre studierte Harro Schwuchow an der legendären Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig, wurde Diplom-Trainer. Es folgten Trainertätigkeiten beim SC Einheit Dresden und LAZ Leipzig, ehe er nach Thüringen und Jena kam – und dort Thüringer Sportgeschichte mitschrieb.

Allen voran Thomas Röhler entwickelte sich unter Harro Schwuchow zu einem Weltklasse-Athleten, der sich 2014 den Gesamtsieg der Diamond League holte und für den goldenen Moment bei den Olympischen Spielen in Rio (2016) sorgte, als er sich mit 90,30 Meter zum Olympiasieger krönte. Ein Jahr später erzielte der 27-Jährige zum Saisonauftakt der Diamond-League-Meeting in Doha mit 93,90 Meter einen deutschen Rekord, den er nur wenige Wochen später an Johannes Vetter (LG Offenburg; 94,44 m) verlor. Als EM-Held wurde Thomas Röhler 2018 in Berlin gefeiert, als er bei der Heim-EM im Olympiastadion Europameister wurde. Weiterhin feierte Harro Schwuchow mit dem „Wahl“-Jenaer und Hallenser Maurice Voigt die Bronzemedaille bei den U20-Weltmeisterschaften.

Von seinem Wissen und seiner Erfahrung profitieren nationale wie internationale Athleten gleichermaßen. Die Jenaer Speerwerfer machten sich einen Namen. Vor zehn Jahren gründete sich das JenJavelin Speerwurf-Team. Angeboten wurden unter anderem Coachings und Trainingscamps. An Ideen mangelte es den Jenaer Sperwerfern nicht. Unter Mitwirkung von Thomas Röhler gab es 2016 erstmals das Speerwurf-Festival mit vorgeschalteten einwöchigen internationalem Trainingslager. Doch es wurde zuletzt ruhiger – auch um Harro Schwuchow.

„Ich war sehr erschrocken, als ich die Nachricht erhalten habe, dass Harro verstorben ist. Es macht mich unheimlich traurig, weil wir alle gehofft haben, dass er irgendwo nochmal im Campingstuhl bei Thomas sitzen und ihm Korrekturen geben kann. Er war als Trainer unheimlich erfolgreich gewesen. Wir haben mit ihm nicht nur einen Trainer verloren, sondern auch Wissen eines sehr erfahrenen Trainers im Hinblick auf die jungen Trainer. Andererseits war es für ihn vielleicht eine Erlösung, weil er am Ende nicht mehr das Leben führen konnte, was er eigentlich führen wollte. Sein Verlust wiegt wirklich schwer“, zeigt sich TLV-Präsidentin Stefanie Wallstein sehr berührt.

Wir als Thüringer Leichtathletik-Verband werden Harro Schwuchow in besonderer Erinnerung behalten und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.