Jena: Kevin Brucha ist heiß für neue Höhenflüge

In einem guten Monat hebt er wieder ab: Kevin Brucha will zu neuen Höhenflügen ansetzen. Der Weitspringer des LC Jena hat große Ziele. Sportliche wie schulisch. Im Mai stehen wichtige Abiturprüfungen an sowie die ersten Qualifikations-Wettkämpfe für die U20-Europa- und -Weltmeisterschaften. Wenn alles optimal verläuft, dann hat er im Sommer nicht nur sein Abitur in der Tasche, sondern zusätzlich zwei internationale Tickets.

Ein dreiviertel Jahr liegt dann zwischen seinem letzten Wettkampf und seinem Start in die Freiluftsaison. Geplant war die lange Wettkampfpause eigentlich nicht. Letztmals hob er beim 4. Chemnitzer Springerabend ab. Das war Ende Juli. Notiert wurden 7,34 Meter. Ein Wettkampf, der ihn innerlich zerrissen hat. Ein kräftiger Wind, eine für ihn neue Anlage – keine gute Kombination. Vier Wochen vor den Deutschen Jugend-Meisterschaften brach der 19-Jährige die Saison vorzeitig  ab. „Ich bin das erste Mal in Chemnitz auf dieser Anlage gesprungen. Schlussendlich war es nicht das, was ich mir erhofft hatte. Ich bin dann aus der Saison raus und wollte die lange Zeit nutzen, um mich auf die Hallensaison vorzubereiten.“

Verzicht auf Hallensaison

Hinein ging es in die Vorbereitung dennoch mit einem positiven Gefühl. Den nötigen Auftrieb gab die neue persönliche Bestleistung, die er nur wenige Tage vor dem Wettkampf im Chemnitz beim Erfurter Sommermeeting mit 7,47 Meter aufgestellt hatte. „Für mich war es ein kleiner Lichtblick. Die Atmosphäre war gut, es war ein rundum geiler Wettkampf“, blickt der 18-Jährige auf sein Erfolgserlebnis zurück. An diese Leistung wollte er eigentlich in der Hallensaison anknüpfen.

Daraus wurde nichts. Kevin Brucha wurde vor den Weihnachtsfest positiv auf das Coronavirus getestet. Daraufhin begab er sich in häusliche Isolation. „Ich litt drei Wochen unter Geruchs- und Geschmacksverlust. Das waren die einzigen Symptome, es traten keine Folgeschäden auf. Ein Check beim Arzt brachte auch keine weiteren Auffälligkeiten, so dass ich beruhigt wieder in die Vorbereitung starten konnte. Das geschah sehr langsam, mein Körper war noch geschwächt und so habe ich mich für einen Verzicht der Hallensaison entschieden.“

Intensives Training vor der Haustür

Das Aufbautraining begann nur wenige Tage nach dem Jahreswechsel. Es entwickelte sich eine lange Vorbereitungsphase mit viel Ausdauer- und Krafteinheiten. Jetzt befindet er sich in der Phase, wo endlich wieder die Spikes angezogen und die Krafteinheiten intensiver werden. Ein einzelnen Stellschrauben wurde ebenso gedreht. „Wir haben am Anlauf eine Kleinigkeit umgestellt. Ich laufe jetzt aus dem Stand an, davor waren es Trippelschritte. Gearbeitet haben wir darüber hinaus an der Technik sowie am Absprung und der Landung. Von der Technik wird es von Training zu Training immer besser.“

Vorbereitet wird sich weiterhin in der Heimat. Ein geplantes Trainingslager über die erste Osterferienwoche fiel schon wie im Vorjahr aus. „Wir hatten vor an die Ostsee zu fahren. Das war coronabedingt nicht machbar. Ebenso wenig wie Malaga, wo wir sonst immer hinreisen. Also sind wir in Jena geblieben.“ Die kleine Trainingsgruppe ist von den Disziplinen breit gefächert. Von Sprint über Hürden bis zum Sprung. „Wir sind momentan 16 Athleten. Für mich ist die Trainingsgruppe wie eine kleine Familie.“

Saisonstart in Wiesbaden

Viel Zeit bleibt nun nicht mehr bis zum Einstieg in die Sommersaison. Dieser soll für Kevin Brucha am 9. Mai in Wiesbaden erfolgen. Der Einladungswettkampf für die Weitspringer bietet sogleich eine erste Standortbestimmung, um sich für internationale Aufgaben wie die U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland 15. bis 18. Juli) sowie die U20-Weltmeisterschaften in Nairobi (Kenia; 17. bis 22. August) zu empfehlen.

Kevin Brucha ist einer der drei Kandidaten. „Ich bin jemand, der zu Saisonbeginn weiter springt als zum Saisonende. Da könnte ich einen kleinen Vorteil mitbringen“, hebt er eine Stärke gegenüber der starken nationalen Konkurrenz heraus. Zum weiteren internationalen Kandidatenkreis zählen Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) und Simon Batz (LG Landkreis Kehlheim). Entschieden wird der heiße Kampf um die drei (U20-EM) wie zwei Startplätze (U20-WM) traditionell bei der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim (3./4. Juli).

Ein Sommer-Fahrplan voller Höhepunkte

Es ist sein letztes U20-Jahr. Sollte der Sommer-Fahrplan ohne größere Einschränkungen durchführbar sein, stehen ihm aufregende Wochen bevor. „Es wird ein sehr langer und anstrengender Sommer, weshalb ich eigentlich ganz froh darüber bin, dass ich mit meinem Trainer (Rico May) die Vorbereitungsphase etwas länger gestalten konnte.“ Die sportlichen Ziele für den Sommer sind notiert. Wie eine neue Bestmarke - angepeilt ist eine Weite um 7,65 Meter.

International ganz klar die Normen für die U20-EM und -WM erfüllen. Gefordert sind 7,55 beziehungsweise 7,58 Meter. Das ist der erste Schritt. „Sollte ich nach Tallinn fahren, dann ist mein nächstes Ziel eine Top-8-Platzierung. In den vergangenen Jahren haben die deutschen Weitspringer gezeigt, dass sie auf europäischer Ebene eine gute Rolle spielen können. Wenn man einen guten Tag erwischt, dann ist alles möglich“, beschreibt er konkret seinen Plan. Den für Kenia hat er ebenfalls schon im Kopf. „Aufgrund der starken internationalen Konkurrenz gilt es dort, einen starken Wettkampf abzuliefern und das Feeling zu genießen.“ Bei den Deutschen-Jugendmeisterschaften in Rostock peilt er eine Platzierung unter den Top 3 an.

Konkrete Pläne nach dem Abitur

Parallel zum Sport stehen im Mai die Abiturprüfungen am Sportgymnasium in Jena an. Ein Spagat, der ihm sportlich wie schulisch alles abverlangen wird. „Diese Zeit ist nicht zu unterschätzen“, weiß er um die schwierige Aufgabe. Die Diskussionen um die diesjährigen Abitur-Prüfungen bekommt er freilich mit. Soweit an sich heranlassen will er das Thema aber nicht. „Ich gehe davon aus, dass wir ein Abitur schreiben werden. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir der erste Jahrgang sein sollen, wo das nicht der Fall ist. Ich würde es auch gerechter finden, wenn es geschrieben wird.“

Was tun nach dem Abitur? Kevin Brucha hat schon konkrete Pläne. Er will in Jena bleiben und Lehramt an Gymnasien für Sport und Chemie studieren. „Der Lehrerberuf liegt in unserer Familie. Meine Großeltern waren Lehrer, meine Mutter ist Lehrerin. Meine Freundin studiert ebenfalls in Jena. Vom Sport und Studium passt beides optimal zusammen.“ Das Studium, der Lehrerberuf ist für ihn ein neuer Reiz. Er möchte sich fordern. Im Sport wie im Studium. Und dieses Jahr ganz besonders. -sam-