Jugend-DM: Spätstarterin Annabell Recke will noch höher hinaus

Hoch und weit: Annabell Recke verspürt in ihren Disziplinen ein bisschen das Gefühl vom Fliegen. Dabei fliegt sie oftmals über die Latte, gelegentlich auch mal in die Grube. Am liebsten geht es bei ihr aber hoch hinaus. Im Hochsprung startet die 17-Jährige vom KSSV Victoria Weimar/Schöndorf bei den Deutschen Jugendmeisterschaften der U18/U20 in Heilbronn (4. bis 6. September). Ihre Bestleistung hat sie mit 1,76 Meter in diesem Sommer eingestellt. Wenn alles optimal läuft, steht vielleicht nach den nationalen Titelkämpfen eine neue Bestleistung zu Buche.

Sie reist als Zweitplatzierte der deutschen U18-Bestenliste an. Druck verspürt sie keinen. „Als Favoritin sehe ich mich nicht, eher im Kreis der Medaillenkandidaten. Ich kann die Konkurrenz schwer einschätzen, weil wir nur wenige Wettkämpfe gemeinsam hatten. Ich für mich werde ganz entspannt in den Wettkampf gehen und schauen, was passiert“, gibt sich die Schülerin des Jenaer Sportgymnasiums wenige Tage vor ihrem Start gelassen.

Angriff auf eine neue Bestleistung

Zuletzt in Chemnitz übersprang sie 1,76 Meter - Bestleistung aus dem Vorjahr eingestellt. In Heilbronn würde sie gern noch den einen oder anderen Zentimeter draufpacken. „Ich würde mich sehr über eine neue Bestleistung freuen. Wenn es an dem Tag 1,74 Meter sind, dann wäre das ebenfalls okay. Alle Höhen darunter, darüber wäre ich schon etwas enttäuscht.“ Wenngleich sie in diesem besonderen Jahr reichlich improvisieren musste. Gerade nach dem Lockdown im März. „Ich habe daheim in Weimar trainiert und bin auf Feldwegen gelaufen und gesprungen. Das war nicht optimal, aber gut machbar. Irgendwann als die Schule wieder losging durfte ich durch meinen Status als Bundeskader zurück in die Halle.“

Jetzt läuft im Training wieder alles nach Plan. Sogar mehr als das. So ist bei ihr vor wenigen Tagen „ein bisschen der Knoten geplatzt“. Es gab eine Sache, die habe sie immer falsch gemacht. Die sei nun endlich in ihrem Kopf angekommen. „Es geht darum, nicht in die Latte reinzuspringen, sondern dass ich vor der Latte besser hochkomme“, erklärt sie ihr Manko. Die Höhen jenseits der 1,70 Meter hat sie in den bisherigen Einheiten noch nicht übersprungen. Zuletzt waren es 1,70 Meter, mit Gummiband und fünf Schritten Anlauf. Im Wettkampf sind es dann sieben Schritte für eventuell noch größere Höhen.

Annabell Recke und ihr später Einstieg in den Hochsprung

Eigentlich ist Annabell Recke im Hochsprung eine Spätstarterin. Erst mit Elf, Zwölf fand sie zu ihrer Passion – obendrein zum Weitsprung. „Das kam erst durch meinen Vereinswechsel zum KSSV, wo Hochsprung angeboten wurde. Die Floptechnik kannte ich nicht, Schere war für mich völlig neu. Ich habe es Schritt für Schritt gelernt. Aufbauend auf meiner guten Sprungkraft, die mir sehr geholfen hat“, berichtet die 1,85 Meter große Athletin. Um weiter an der Hochsprungtechnik zu feilen, begleitete sie ihre Freundin Lotta Bergedieck nach Erfurt. Das spezielle Training leitete der einstige Leichtathletik-Trainer Michael Höhne. Diese Einheiten brachten sie nochmals einen gehörigen Schritt voran.

In Jena hat sich Rico May dem jungen Sprungtalent angenommen. Über eine neue Bestmarke würde sich nicht nur die Athletin selbst freuen. Ebenso ihr Trainer wie auch die Familie, die wegen der Corona-Maßnahmen daheim mitfiebert. Und einer sicher noch ein bisschen mehr: ihr Papa. Er feiert nämlich am Freitag seinen Geburtstag und da wären neue Höhenflüge wie auch eine Medaille ein riesiges Bonus-Geschenk.

Das sagt Trainer Rico May:

Für Annabell Recke war der Wechsel an das Sportgymnasium im letzten Jahr eine große Umstellung. Die gute Trainingsarbeit der Weimarer Kollegen zuvor wurde mit der Berufung von Annabell in den Bundeskader belohnt.

Sie hatte im Winterhalbjahr fast vier Monate Trainingsausfall und belegte dann trotzdem bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften der U20 einen guten sechsten Platz. Ab März konnte Annabell wieder regulär trainieren, jedoch zeigen sich bis heute Auswirkungen des langen Trainingsausfalls und natürlich auch des unspezifischen Trainings, welches in der „Corona-Zeit“ nur möglich war.

Sie konnte sich in den wenigen absolvierten Freiluftwettkämpfen im Höhenbereich von 1,72 bis 1,76 Meter stabilisieren. Mit ihrer Saisonbestleistung von 1,76 Meter liegt sie momentan an Rang zwei in ihrer Altersklasse in Deutschland. Das Minimalziel für Heilbronn ist die Bestätigung ihres sechsten Platzes von der Hallen-DM. Wenn es richtig gut läuft, würden wir uns sehr über eine Medaille freuen.