Halle/Saale: Wenn der Erfolg viele Namen trägt

Im Medaillenschrank von Nachwuchs-Kugelstoßerin Chantal Rimke glänzt es neuerdings etwas mehr golden. Bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale durfte sich die 18-Jährige über ihren ersten Meistertitel freuen. Diese Medaille war vielleicht etwas erwartet, eine andere Goldmedaille eher nicht. Die nämlich von Speerwerfer Zeno-Rafael Musso, der seinen Trainer Tobias Schrock wie auch seine Eltern ein bisschen sprachlos machte. Dem nicht genug gab es in der Werfer-Trainingsgruppe durch Alexander Brehm eine weitere DM-Medaille.

Ein letztes Mal erklingt die Fanfare für die Platzierten bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale an jenem Samstagabend. Ein langer Tag liegt bereits hinter den Verantwortlichen, als die besten acht Kugelstoßerinnen der Jugend U20 das Podest in der Leichtathletikhalle betreten. Eine tut dies erstmals als Letzte: Chantal Rimke (LC Jena). Etwas abseits steht ihre Trainerin Petra Felke. „Ich bin mega stolz auf Chantal, weil sie eine super Bestleistung gestoßen hat. Sie hat eigentlich ihre Jahreszielstellung erfüllt. Man kann vor ihr nur den Hut ziehen, sie hat eine tolle Wettkampfsaison gehabt“, sagt eine sichtlich zufriedene Trainerin.

Challenge: zwischen Abitur und Sommervorbereitung

Ihr Schützling steigerte sich auf 15,76 Meter. Erneut übertraf die 18-Jährige die Norm für die U20-Weltmeisterschaften in Lima (Peru; 26. bis 31. August). Gefordert sind 15,25 Meter. Allerdings beginnt der Qualifikationszeitraum erst ab 1. April. Gleichwohl war diese Hallensaison dafür enorm wichtig. Petra Felke hat das Norm-Drama vom Vorjahr noch bestens in Erinnerung: „Im vergangenen Jahr sind wir der Norm für Jerusalem Monate hinterhergerannt. Jetzt hat sie bereits in der Hallensaison die geforderte Norm mehrfach übertroffen. Ich denke, da wird sie vom Kopf ein bisschen lockerer in die Sommersaison gehen, so dass die 15,25 Meter nicht so eine Barriere sind.“

Doch der Weg dorthin bietet neben der Vorbereitung eine weitere Challenge: das Abitur. Die Prüfungen dafür beginnen Mitte April und ziehen sich bis Ende Mai. „Das wird schon stressig, weil ja dann auch schon die Wettkampfsaison beginnt. Aber das wird schon irgendwie. Ich versuche alles unter einen Hut zu bekommen“, zeigt sich Chantal Rimke zuversichtlich. Ihre Trainerin ist ebenfalls guter Dinge: „Mit Chantal habe ich eine Athletin, sie ist ein Traum für jeden Trainer. Sie ist extrem fleißig und ist bereit für den Sport alles hintenanzustellen. Das hohe Anspruchsniveau vom Sport überträgt sich bei ihr auch auf die Schule.“ Für ihren Einstiegswettkampf in die Sommersaison gibt es ebenfalls schon einen Wunsch: „Wir würden ihn gern im neuen Leichtathletik-Stadion in Jena machen.“

Ungläubiges Staunen

Während Chantal Rimke zum Auftakt der Deutschen Winterwurfmeisterschaften den goldenen Schlusspunkt setzte, sorgte Zeno-Rafael Musso (Eisenacher LV) für einen goldenen Auftakt in den zweiten DM-Tag. In seinem ersten U18-Jahr lieferte er einen fantastischen Wettkampf mit dem 700-Gramm-Speer ab. Vom ersten bis zum fünften Versuch steigerte er kontinuierlich seine Leistung – angefangen bei 59,11 Meter bis hin zu 69,25 Meter. Damit übertraf er seine bisherige Bestmarke um mehr als sieben Meter! „Ich habe bei ihm schon mit einer Bestleistung geliebäugelt. Gerade weil ich wusste, dass auch das Wetter stimmen wird und das Training gut lief. Er ist gesund durch die Vorbereitung gekommen. Mit einer Bestleistung habe ich gerechnet, dass es so eine große Steigerung wird, das definitiv nicht“, sagt sein Trainer Tobias Schrock fast schon ein wenig ungläubig.

Ja, man musste schon zwei Mal hinsehen und hinhören, was sich am Finaltag an und auf der Hallenser Speerwurfanlage zutrug. Sehr viel sensationelles nämlich - und Zeno-Rafael Musso trug einen kleinen Teil dazu bei. Dieses Topresultat trug nicht nur die die Handschrift seines Trainers. „Wir haben uns für die Wintersaison vorgenommen, in seiner Wurfauslage eine bessere Position zu erwischen, das heißt den letzten Schritt links deutlich zu verbessern und den rechten Fuß so aufzusetzen und weiterzuarbeiten, dass eine optimale Position in der Hüfte und Schulter entsteht und der Oberkörper entsprechend ruhig bleibt. Das war uns wichtig. Da haben wir mit dem Nachwuchs-Bundestrainer Jonas Bonewit zusammengearbeitet und mit Richard Debuch konstruktiv gute Gespräche geführt. Das war alles in allem sehr fruchtbar“, erklärt Tobias Schrock, der im Wettkampf nur kleinere Korrekturen vornahm und diese aber eine große Wirkung zeigten.

Alexander Brehm sorgt für nächsten Coup

Mit seiner neuen Spitzenweite kletterte Zeno-Rafael Musso auf Rang zwei der U18-Weltrangliste und übertraf den geforderten Richtwert (67,50 m) für die U18-Europameisterschaften in Banská Bystrica (Slowakei; 18. bis 21. Juli). Zählen tut die Weite dafür noch nicht, denn der Qualifikationszeitraum beginnt auch hier ab 1. April. „Er hat erstmal gezeigt, dass er es kann – und warum sollten wir diese Leistung nicht wiederholen können, wenn er weiterhin gesund und motiviert bleibt und wir weiter fokussiert daran arbeiten“, meint sein Trainer, er sich nach dem Meistertitel im Speerwurf über eine weitere Medaille freuen durfte.

Nämlich die von Alexander Brehm (Erfurter LAC) im Hammerwurf. Es wurde in der U18-Konkurrenz Bronze. Ebenso mit einer neuen Bestmarke von 56,64 Metern. „Das war schon ein bisschen überraschend. Man könnte auch sagen, ein bisschen habe ich schon damit geliebäugelt, weil beim Hammerwurf kann immer mal einer patzen. Dass Alex viertbester Deutscher ist, wusste ich vorher schon, aber man muss es dann auch erstmal machen. Das Gleiche wie bei Zeno – und beide haben es heute einfach mal gemacht“, zeigt sich Tobias Schrock hocherfreut und ergänzt, „wir haben uns wirklich gut verkauft und offensichtlich auch einiges richtig gemacht. Die Pläne sind aufgegangen“. -sam-