Erfurt/Jena: Felix Jahn und sein „Frustabbau“ über 200 Meter

Volles Risiko: Felix Jahn mit Spitzenzeit über 200 Meter belohnt. Seine 21,17 Sekunden wirkten wie ein Befreiungsschlag. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Erfurt stecke Felix Jahn alles in diesen Lauf und zeigte sich danach überglücklich über seine neue Bestzeit wie das direkte DM-Ticket.

Was ihm über 400 Meter nicht gelang, klappt über die halbe Distanz umso besser. Dabei hatte er sich eigentlich ein schnelles Rennen über 400 Meter gewünscht. Bis dato hatte er nur die B-Norm für die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig (28. bis 30. Juni) erfüllt. Als Saisonbestzeit wurden 48,29 Minuten notiert. „In der Meldeliste stehe ich soweit hinten, dass über zehn Leute absagen müssten, um noch in das Feld reinzurutschen“, erklärt Felix Jahn (LC Jena), der sich bei seinem Einsatz bei den Mitteldeutschen nicht wesentlich steigern konnte.

Die 48,85 Sekunden waren sogar noch schlechter, um sich im DM-Ranking weiter nach oben zu schieben. Umso enttäuschter fiel sein Fazit aus: „Das Rennen verlief nicht so gut. Der Start war noch okay. Ich bin dann aus der Kurve raus und habe mich ganz schön vom Gegenwind beeinflussen lassen. Ich konnte mich nicht richtig ranziehen und bei 200 Metern nicht wirklich drücken. Mit der Zeit war ich nicht wirklich zufrieden.“

Gutes Gefühl nach 200-Meter-Rennen

Noch dazu hat sich die deutsche Konkurrenz über 400 Meter enorm verbessert, was die Sache nicht einfacher für ihn machte. Schnell abhaken, und weiter ging es für ihn über 200 Meter. Das Motto lautete: volles Risiko. Alles reinhauen, was geht. Und das tat der Schützling von Trainer Rico May auch. Er lieferte ein Rennen ab, dass mit einer fantastischen Zeit belohnt wurde. Relativ fix hatten sie im Zielbereich durchgesagt, dass sich der Rückenwind mit +1,6 m/sec im zulässigen Bereich bewegte. Jetzt fehlte nur noch die Zeit. Ungeduldiges Warten mit dem gespanntem Blick zur Anzeigetafel. Das gute Gefühl trügte nicht: 21,17 Sekunden. „Da war ganz viel Frust von den 400 Metern nicht nur von diesem Tag, sondern von der ganzen Saison dabei. Ich bin überglücklich mit der Zeit.“

Zur Superzeit kam obendrauf der Mitteldeutsche Meistertitel, den sich Felix Jahn auf den letzten Metern erkämpfte. „Der Start war gut, die Beschleunigungsphase eher weniger, aber als Jonas [Bernhagen] innen vor mir war, habe ich gemerkt, ich kann vielleicht noch ein bisschen drücken. Ich habe versucht auf der Zielgeraden dranzubleiben und Schritt für Schritt ranzukommen. Das war dann wirklich: Kopf aus und einfach nur rennen, alles was ich irgendwie noch hatte.“ So schnell wie in Erfurt war er selbst in der Hallensaison noch nicht unterwegs gewesen. Da steht seine Bestzeit bei 21,46 Sekunden. Gelaufen war er diese 2023 - ebenfalls in Erfurt.

Bestzeiten über 100 und 200 Meter

Im Vorjahr waren es die 400 Meter, jetzt sind es die 100 und 200 Meter, wo er mit persönlichen Bestzeiten aufhorchen ließ. „Wir haben einige Trainingsumstellen vorgenommen sowohl im Herbst als auch im Frühjahr, so dass es jetzt über beide Strecken zu neuen Bestzeiten gereicht hat. Über 400 Meter noch nicht“, sagt sein Trainer Rico May. Sein Schützling geht etwas weiter ins Detail: „Wir haben zwar deutlich mehr für die Ausdauer getan, was ich gar nicht umsetzen konnte. Ich bin deutlich fitter als letztes Jahr bei meiner Bestzeit über 400 Meter. Ich bin einfach zu blöd, es auf die Bahn zu bringen. An Geschwindigkeit habe ich gar nichts verloren.“

So steigerte er Anfang Mai seine Bestzeit über 100 Meter bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Duisburg auf 10,86 Sekunden. „Wir haben nichts für die Geschwindigkeit hinzugefügt. Ich bin nicht langsamer, sondern schneller geworden, obwohl wir noch mehr Ausdauer bei den 400 Metern gemacht haben.“ Klingt ein wenig paradox. „Ich müsste es irgendwie mal bei den 400 Metern umsetzen!“, weiß auch Felix Jahn.

Jedoch nicht in Braunschweig. Dort wird er über 200 Meter starten. Lediglich sieben Teilnehmer blieben unter der A-Norm von 21,20 Sekunden. Felix Jahn ist einer davon. „Das klare Ziel ist, diese Zeit nochmals zu untermauern. Wenn er das nochmal schafft, dann kann er ins Finale laufen“, hofft sein Trainer. Dafür muss wie in Erfurt alles passen. Eben volles Risiko – Kopf aus und einfach rennen. -sam-