Erfurt: Vom Laufen zum Gehen – Nika Illing schafft den Wechsel und den Sprung ins DLV-Dress

Als Läuferin kam Nika Helene Illing an die Erfurter Sportschule. Mittlerweile ist aus der Läuferin eine Geherin geworden. Sie schaffte den Wechsel – und streifte sich kürzlich bei den Team-Europameisterschaften in Podebrady erstmals das DLV-Dress über. Sie war die einzige deutsche Starterin, die für die Team-EM durch den Deutschen Leichtathletik-Verband nominiert wurde. Bei den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen in Hildesheim möchte sie um den Meistertitel in der Jugend U20 mitgehen.

Umringt von den deutschen Top-Gehern wie Christopher Linke (SC Potsdam) und Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) fand Nika Helene Illing (LSV 1971 Ilmenau) ihren Platz in der Mitte. Erstmals im Dress des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Für die Team-Europameisterschaften hatte sich die 17-Jährige bei den Offenen Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften im Berliner Britzer Garten über 10 Kilometer qualifiziert. Nur wenige Tage danach folgte die Nominierung durch den DLV für ihren Start in Podebrady. „Das war schon cool und richtig schön, dass ich dabei sein durfte. Nur blöd, dass ich die einzige deutsche Starterin war“, sagte die Ilmenauer Leichtathletin.

Inmitten der Jungs fühlte sie sich aber sichtlich wohl. Noch dazu, wenn es die Vorbilder sind. „Wenn man sich anschaut, was Christopher Linke oder Jonathan Hilbert schon erreicht haben. Am Anfang des Jahres habe ich nicht damit gerechnet, dass ich bei der Team-EM an den Start gehe.“ Im Vorjahr war sie bereits in der tschechischen Kurstadt am Start. Da noch im Rahmenprogramm. Nun also einen Tag später. Die Aufregung keineswegs geringer. „Als ich an der Startlinie stand, ging es, aber davor war ich ganz schön aufgeregt. Im Callroom hat sich eine österreichische Starterin zu mir gesetzt, wir haben uns ein wenig unterhalten. Dadurch haben wir uns gegenseitig etwas die Aufregung genommen“, berichtete Nika Helene Illing.

Bahngehen: Meistertitel als Ziel

Ihre Trainerin Julia Henze hatte ihr noch vor ihrem Start folgendes mit auf den Weg gegeben. „Ich soll Spaß haben, die 10 Kilometer einfach genießen und schauen, was am Ende rauskommt.“ Sie hatte sich eine etwas schnellere Zeit als 51:35 Minuten erhofft. In Berlin stoppte die Uhr nach 49:47 Minuten. Letztlich zählte die Erfahrung, die sie dort im deutschen Dress sammeln durfte. Nach dem Rennen wurde sich ausgetauscht und sie bekam wertvolle Tipps vom Bundestrainer. „Ich bin das ganze Rennen quasi allein gegangen. Er meinte, ich sollte, wenn ich merke, es überholt mich ein anderer Geher, ruhig zwei, drei Schritte mitgehen, um das Tempo hochzuhalten.“ Im Ziel gab es richtig tolle Unterstützung von Jonathan Hilbert, er hatte die junge Thüringer Geherin in den Arm genommen.

Für die U20-Jugend stehen in diesem Jahr die Europameisterschaften in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August) an. Gefordert ist über 10.000 Meter eine Zeit von 47:30 Minuten. Dafür müsste sie schon ein gehöriges Schüppchen drauflegen. Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich ihr bei den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen in Hildesheim (31. Mai). Der Meistertitel mit Norm wäre natürlich eine schöne Geschichte. Aber auch eine ganz schön harte Herausforderung. Anschließend folgt noch ein Start bei den Landesmeisterschaften in Arnstadt (13. bis 15. Juni). Und danach kann sie ihre sechswöchigen Sommerferien genießen, ehe sie in die 12. Klasse kommt.

Großartige Unterstützung vom Verein

Zur 9. Klasse ist Nika Helene Illing auf das Sportgymnasium gewechselt. Eigentlich wollte sie schon eher. Die Corona-Pandemie habe dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also später. Da noch als Läuferin. Als sie zum Ende der 9. Klasse keine Norm als Läuferin erreichte, brachte sich Julia Henze als Geh-Trainerin ein. „Ich sollte mich einfach mal im Gehen probieren. Das hat ganz gut funktioniert. Als ich die Norm geschafft habe, durfte ich auf dem Sportgymnasium bleiben.“ Jetzt ist sie schon seit eineinhalb Jahren dabei. Anfangs war es weniger die Technik als die Schnelligkeit, die ihr Probleme bereitete. „Das Schwierigste war wirklich auf Schnelligkeit zu kommen.“ Mittlerweile sind die Anfangsprobleme längst behoben. Auch dank der starken Gehertruppe.

Mit Maria-Lena Carniel (Eisenacher LV) verstehe sie sich mit am besten. Ihre Geschichte ist die, der anderen. Auch Maria-Lena Carniel wechselte als Läuferin nach Erfurt und ist jetzt erfolgreiche Geherin in der Jugend U18. „Wir trainieren zusammen, pushen uns gegenseitig und das hilft uns wirklich sehr“, ist Nika Helene Illing dankbar. Dankbar ist sie auch über die großartige Unterstützung aus ihrem Heimatverein. „Unsere Vereinschefin Rose-Marie Müller macht wirklich sehr viel für mich. Sei es das Sponsoring, Vereinskleidung oder die Unterstützung bei Wettkämpfen.“ Ob ihr Verein, ihre Trainerin oder sie selbst – das Gesamtpaket stimmt. Ihr Mut hat ihr neue Türen geöffnet – und ihr den ersten internationalen Einsatz beschert. Davon kann es in der Zukunft gern noch mehr geben.