Erfurt: Überraschung zum Saisoneinstieg - U20-EM-Norm für Ada Junghannß

Gerade noch rechtzeitig kam Ada Junghannß an die Strecke geeilt, um ihren Bruder Karl anzufeuern und beim Zieldurchlauf zu sehen. Der Regen, die Kälte ließen sie bis zuletzt im warmen Zuhause verharren, um sich dann rechtzeitig bis zu ihrem Start auf den Weg zur Strecke in den Erfurter Nordpark aufzumachen. Während Bruder Karl schon am Vormittag über 35 Kilometer an den Start ging, fiel ihr Startschuss über 10 Kilometer bei den Deutschen Meisterschaften im Straßengehen erst gegen Mittag. Die Geschwister beeindruckten mit ihren Auftritten.

Sie gehörte zu den ersten Gratulanten: Ada Junghannß stand im Zielbereich und freute sich mit ihrem älteren Bruder Karl (LC Top Team Thüringen) über seine herausragende Leistung mit nationalem Rekord und WM-Norm. Der Moment der gemeinsamen Freude währte jedoch nur kurz. Die 18-Jährige hatte selbst noch ihr Rennen vor sich und musste sich nach diesem schönen Augenblick losreißen und auf sich konzentrieren. Sie startete in der Jugend U20 über 10 Kilometer. Trotz der widrigen Bedingungen hatte sich im Vorfeld gezeigt, die Strecke ist schnell, um gute Zeiten zu gehen. „Für meinen Auftakt hatte ich mir einen Zielzeit von 52 Minuten vorgestellt. Dass es am Ende deutlich schneller wurde, das kam für mich sehr überraschend“, sagte Ada Junghannß, die der Erfolg ihres Bruders einen gehörigen Motivationskick gab.

Brüder Karl und Otto ebnen Ada den Weg zum Gehen

„Für mich war dieser Erfolg von Karl eine große Motivation. Das pusht einen natürlich auch.“ Sie schaut auf - voller Stolz auf ihre Brüder Karl und Otto, die ihr einst den Weg zum Gehen ebneten. Anfangs noch aus Spaß entwickelte sich daraus bald mehr. Bei den Landesmeisterschaften 2017 absolvierte sie ihren ersten Gehwettbewerb. Im Sommer 2018 folgte der Wechsel auf das Erfurter Sportgymnasium. „Anfangs waren es noch ein, zwei Geh-Einheiten gepaart mit allgemeinem Training bei Alexander Fromm und Steffen Droske. Mit der Zeit habe ich mich kontinuierlich gesteigert und das Gehen wurde zu meiner Hauptdisziplin“, erzählte sie über ihre Anfänge.

Während Karl als Geher weiterhin aktiv ist, unterstützt Otto seine jüngere Schwester als Betreuer. „Er unterstützt mich an den Wochenenden, setzt sich aufs Rad und begleitet mich. Ebenso ist er als Betreuer bei den Aktiven zuletzt im Trainingslager in Südafrika dabei. Das ist nicht selbstverständlich“, schätzt Ada Junghannß diese familiäre Bande. Ganz besonders auch vor heimischer Kulisse. Für die Erfurter Sportschülerin, die für den Erfurter LAC startet, aber gebürtig aus der Nähe von Schmölln kommt, ein unbeschreibliches Erlebnis. „Es war richtig cool. Es war einfach schön, mal auf einer neuen Strecke zu gehen. Ich fand sie richtig gut. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Deutschen Meisterschaften in den nächsten Jahre wieder in Erfurt stattfinden. Erstaunlich war wie viele Leute, die man kannte, an der Strecke im Park standen.“

Seite an Seite ging sie die ersten beiden Runden auf dem 2-Kilometer-Pendelkurs mit Julia Schmidt (SpVgg Niederaichbach) ehe sie sich sukzessive von ihrer löste und auf sich selbst gestellt war. „Ich habe mich durchweg gut gefühlt und mich mental sehr stark gefühlt, um das Ding durchzuziehen.“ Und wie sie es durchzog. Als Dritte überquerte Ada Junghannß in 50:54 Minuten die Ziellinie. Das war natürlich Bestzeit und zugleich die Norm für die U20-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel; 7. bis 10. August). „Ich kannte die Norm. Das war eine Zeit, die ich nicht gedacht hätte, gleich zum Saison-Auftakt zu gehen. Im Ziel habe ich mich extrem gefreut und mit diesem Ergebnis ist viel Druck von meinen Schultern abgefallen“, berichtete die Nachwuchsgeherin.

Hoffen auf EM-Einsätze

Sie war bereits die dritte Nachwuchsathletin, die diesen Richtwert unterbot. Drei internationale Startplätze stehen zur Verfügung. Ada Junghannß hofft auf nun einen dieser Plätze, womit nun das große Zittern beginnt, denn mit Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt) könnte noch eine vierte Nachwuchsgeherin ebenfalls in diesen Bereich vorstoßen. Bei den nationalen Titelkämpfen hat sie krankheitsbedingt gefehlt. Umso mehr hofft Ada Junghannß nach ihrem eindrucksvollen DM-Auftritt auf eine Nominierung für die Team-EM in Podebrady (Tschechien; 21. Mai), wo sich der U20-Nachwuchs neben den Aktiven auf internationaler Bühne präsentieren kann. Es wäre dann ihre erste Nominierung für das DLV-Team.

Sportlich verlief ihr Auftakt in die Sommersaison mehr als vielversprechend, schulisch steht bei Ada Junghannß in wenigen Tagen die erste Abiturprüfung an. Schreiben tut sie in den Fächern Englisch, Mathe und Sporttheorie, dem schließt sich die mündliche Prüfung in Geografie an. Um gut vorbereitet speziell in die Matheprüfung zu gehen, gab es in den zweiwöchigen Osterferien ein Mathelager statt eines Trainingslagers. Wenn alles so gut weiterläuft, dann wird dieser Sommer für Ada Junghannß sportlich wie schulisch ein unvergesslicher. -sam-