Erfurt: Julian Wagner - Neue Lust auf alte Strecke

Für einen Sprinter gehören die 200 Meter meist mit zum Repertoire. Für Julian Wagner jetzt wieder. Zuletzt im Programm hatte der Thüringer Topsprinter die längere Sprintdistanz im Sommer 2019. „Ich habe einfach Lust auf ein paar Rennen über 200 Meter“, sagt der 25-Jährige. Vermehrt im Fokus sollen in diesem Sommer aber die 100 Meter stehen, wo er sich für einen WM-Einzelstart empfehlen möchte.

Der Winter verlief schnell. Richtig schnell. Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) verdeutlicht dies in Zahlen: sechs Rennen unter 6,60 Sekunden. Sein schnellstes lieferte er beim Berliner „ISTAF Indoor“ mit 6,55 Sekunden ab. Mit diesen Zeiten zählte er zu den stabilsten Sprintern in dieser Hallensaison. „Grundsätzlich blicke ich sehr positiv auf die Saison zurück, in der ich auch eine neue persönliche Bestzeit gelaufen bin. Jetzt gilt es auf diesen guten Leistungen aufzubauen“, meint der WM- und EM-Teilnehmer. Schnell abgehakt war indes das Fehlstart-Drama bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, als er im Finale aufgrund eines Fehlstarts disqualifiziert wurde. „Es ist passiert. Das sind Erfahrungswerte. Aber ich hatte zuvor viele gute Rennen.“

Ziel: WM-Einzelstart übe 100 Meter

Schon früh in der Saison hatte er sich mit seinem Trainer Tobias Schneider auf einen Verzicht der Hallen-Europameisterschaften in Istanbul verständigt. Es passte einfach vom Zeitpunkt nicht. „Wir haben gesagt, wir machen eine kleine Rennserie in der Halle. Der Plan war da schon auf den Sommer ausgelegt, so dass wir zeitnah nach der Hallensaison bereits mit der Vorbereitung auf den Sommer begonnen haben“, erklärt Julian Wagner den Verzicht. Schließlich hält die Freiluftsaison einige verlockende Höhepunkte wie die Team-Europameisterschaft in Chorzow (Polen; 23. bis 25. Juni) und die Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) bereit. Diese Reiseziele möchte er schon gern mitnehmen. Natürlich als Teilnehmer.

Im Fokus steht besonders die WM, wo er einen Einzelstart über 100 Meter anvisiert. Der Richtwert mit 10,00 Sekunden kein Zuckerschlecken. Umso mehr richtet sich der Blick auf die Weltrangliste, über die er sich qualifizieren will. „Das war auch einer der Gründe, weshalb ich in der Halle einige Rennen auf höherklassigem Niveau mitgenommen habe. Mein Ziel war es Punkte zu sammeln für die Weltrangliste“, erklärt er den Hintergrund. Neu oder wieder im Programm sind im Sommer die 200 Meter. Zuletzt gelaufen war er die längere Sprintdistanz im Sommer 2019. Aus diesem Jahr datiert auch seine Bestzeit mit 21,24 Sekunden. Die Lust ist zurück, die ein paar Rennen über die neue, alte Strecke bringen wird.

Reines Trainingslager in Florida

Das Training ist in vollem Gange: Laufprogramm steht montags, mittwochs und freitags auf dem Plan, Kraft an den anderen drei Tagen. Zum Laufen gehören ferner Bergläufe – eine schweißtreibende Angelegenheit. „Eigentlich bin ich gern im Wald unterwegs, aber da müssen wir jetzt durch. Die Einheiten sind schon anstrengend, aber wir haben auch viel Spaß dabei“, sagt Julian Wagner schmunzelnd. Diese Tage sind irgendwann auch gezählt. Spätestens Mitte April, wenn es mit dem DLV-Sprintkader ins sonnige Florida geht. „Wir sind bis Mitte Mai im Trainingslager in Clermont. Das Wetter ist dort sehr stabil, wo wir bei warmen Temperaturen einfach gut trainieren können. Für mich wird es das zweite Mal sein, dass ich mit dabei bin. Wir werden vermehrt Tempoläufe absolvieren“, berichtet Julian Wagner. Es wird ein reines Trainingslager werden. Eine Staffel-WM, die sich in den Vorjahren an diese Maßnahme anschloss wird es nicht geben.

Der eingeschlagenen Weg des Leistungssportlers, den er mit dem Ende seiner Ausbildung als Mechatroniker geht, zahlte sich schon im Vorjahr mit Spitzenzeiten aus. „Ich kann gut trainieren, habe mehr Zeit mich zu regenerieren. Klar wird man auch älter, umso mehr hört man dann in sich hinein. Das Wichtigste ist gesund zu bleiben“, sagt Julian Wagner. Ein wichtiger Baustein auf seinem Erfolgsweg ergab sich obendrein im vergangenen Jahr, als er einen der begehrten Plätze in der Spitzenfördergruppe der Bundeswehr bekam. Die vierwöchige Grundausbildung absolvierte er im September. Diese Sicherheit lässt ihn ein wenig beruhigter seinen Weg als Leistungssportler gehen. In diesem Sommer zur WM nach Budapest, nächstes Jahr zu den Olympischen Spielen nach Paris. Und wer weiß, ob nicht dann vielleicht sogar über die neue, alte Strecke. -sam-