Erfurt: Abwechslungsreiches Programm bei Sommercamp-Premiere

Die erste Reihe gehört den Jüngsten. Mit neugierigem Blick beäugen sie ihre Gegenüber, die sich der Reihe nach vorstellen. Das Gespräch mit den Spitzensportlern war nur ein Höhepunkt des dreitägigen Sommercamps der Kommunalen Wohnungsgesellschaft (KoWo) unterstützt durch den Erfurter LAC und des LC Top Team Thüringens. Das Sommerlager mit zehn Kindern erlebte dieser Tage seine Premiere.

Zwei Kinder flitzen über die Flure, zwei probieren sich am Radschlagen und die anderen sitzen noch am Tisch. Sie warten auf den nächsten Programmpunkt, den Axel Siegfried als Vorsitzender des Top Teams im Foyer der Hartwig-Gauder-Halle gerade vorbereitet. Auf dem Tisch steht ein Beamer, davor eine Leinwand. Es folgt ein letzter Test, ob alles funktioniert. Aufgebaut sind weiterhin zwei Hochsprungständer, darauf eine Latte. Auf dem Boden kleben zwei Markierungen. Was hat das alles zu bedeuten?

KoWo-Chef Alexander Hilge ist gespannt auf die Kinder

Bevor es die Auflösung gibt, betritt KoWo-Chef Alexander Hilge die Halle. Er ist neugierig. Na klar. Er will wissen, wie den Kindern das Sommercamp bisher gefällt. Maximilian und Lenny berichten begeistert vom ersten Tag mit der Sportzeit, die aufgrund eines Regenbruchs in der Halle und nicht auf dem Werferplatz stattfinden konnte. Am Nachmittag folgte eine Tour am Flughafen Erfurt-Weimar. Der Dienstag begann wieder mit einer Sportzeit. Im Vordergrund stand für die Kinder der Spaß an der Bewegung. Sie wurden mit Übungsformen aus der Kinder-Leichtathletik vertraut gemacht und durften sich auch in anderen Spielarten und -formen aus anderen Sportarten ausprobieren. Geleitet wurden die Einheiten unter anderem von Oliver Brendel. Für Mittwoch war noch ein Ausflug ins Nordbad geplant.

Die kleine Gesprächsrunde eröffnet Axel Siegfried und übergibt zunächst an KoWo-Chef Alexander Hilge. „In dieser Zeit finden wir es ganz spannend, dass ihr ein Sommercamp erleben könnt. Wir als KoWo haben uns gedacht, solch ein Camp ist wichtig, weil viele Kinder während der Corona-Pandemie kein Sport im Verein machen konnten. Dafür haben wir den Kontakt zum Top Team Thüringen hergestellt. Sie unterstützen uns, sie haben ganz tolle Sportler im Team, die bei den Olympischen Spielen waren und in Erfurt leben.“ Vordergründig ging es in diesen drei Tagen um den Spaß. Eine einmalige Sache soll das Camp nicht bleiben. „Für uns war es jetzt das erste Mal. Wir werden das Sommerlager auf jeden Fall wiederholen und weiterführen. Erzählt gern euren Freunden davon“, ermutigt Alexander Hilge die zehn Kinder über ihre Erfahrungen zur berichten, damit die Runde im kommenden Jahr noch größer wird.

Henry Lauterbach erzählt von seiner Karriere

Jetzt spitzen die Kinder noch mehr die Ohren und lauschen den Worte von Henry Lauterbach und Luis Brandner, die von ihren Erfahrungen im Leistungssport berichten. In der DDR gehörte Henry Lauterbach zur Weltklasse im Hoch- und Weitsprung. Der 63-Jährige nimmt die Kinder mit, erzählt von seinen Anfängen beim SV Buttstädt, dem Wechsel an die Kinder- und Jugendsportschule nach Erfurt, seinen langsamen Weg in die Weltspitze und sein schmerzvolles Karriereende.

Weiterhin gibt es beeindruckende Filmaufnahmen mit dem zweifachen Straddle-Weltrekordler Wladimir Jaschtschenko (Freiluft: 2,33m/ Halle: 2,35 m) und den DDR-Rekordler Rolf Beilschmidt (2,31 m). Die Bestleistung des Gastes und Olympia-Teilnehmer steht bei 2,30 Meter. Es ist genau jene Höhe, die die aufgebauten Hochsprungständer mit aufliegender Latte zeigen.

Vom Hoch- zum Weitspringer: Anfang der 80er Jahre sorgten Verletzungsprobleme bei Henry Lauterbach für einen sportlichen Wechsel. „Aus Spaß habe ich mich am Weitsprung probiert. Das hat ganz gut geklappt.“ Mit Erfolg: 1982 wurde er Hallen-Europameister. Sein persönlicher Rekord steht bei 8,35 Meter, gesprungen in Erfurt. Um diese Weite sicht- und greifbar zu machen, stellen sich zwei Kinder auf die vorher aufgeklebten Markierungen. Ein Raunen geht durch die Reihen, ungläubiges Staunen. Das ist schon eine gewaltige Weite.

Luis Brandner kommentiert Staffelrennen

Auf die Vergangenheit folgt die Zukunft: Luis Brandner – Thüringer Sprinthoffnung des LC Top Team Thüringens. „Jetzt wurde viel über Medaillen geredet, aber viel wichtiger für euch ist, dass ihr Spaß habt, an dem was ihr macht. Mir macht es Spaß, mit anderen Leuten zu trainieren.“ Mit 13 Jahren führte ihn der Weg von seinem Heimatverein aus Arnstadt nach Erfurt an die Sportschule. In der 10. Klasse kam er in die Sprint-Trainingsgruppe von Gerhard Jäger, wo er sich stetig entwickelte und national wie international mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machte. Lohn sind Erfolge wie Bronze über 200 Meter bei der U18-WM in Nairobi (2017) oder zuletzt Staffelgold mit der DLV-Sprintstaffel bei der U23-EM in Tallinn.

Diesen goldenen Moment bekommen die Kinder auf der Leinwand gezeigt, kommentiert von Luis Brandner. „Die Leichtathletik ist sehr vielseitig, es gibt auch Teamwettbewerbe. Für mich ist es das schönste Gefühl was es gibt, im Ziel zu stehen und sich gemeinsam freuen zu können. Das sind die Momente, für die man als Sportler arbeitet.“ Die Goldmedaille hat Luis Brandner dabei und reicht sie an die Kinder weiter. Derweil ist es bei Henry Lauterbach ein Tisch voller Medaillen und Akkreditierungen, die für große Bewunderung sorgen. „Sind die Medaillen alle aus Gold?“, möchte eins der Kinder wissen. „Da wären wir schon steinreich“, entgegnet ihm sein Gegenüber lächelnd.

Geduldig beantworten die beiden die neugierigen Fragen der Kinder und schreiben dann noch fleißig Autogramme. Anschließend geht es weiter in die Halle, wo die Kinder den anwesenden Gästen mit vollem Elan zeigen, was sie am ersten Camptag schon gelernt haben. Sie springen, sie sprinten. Die Kinder haben Spaß, das ist ihnen deutlich anzusehen. -sam-