Dudince: Schmerzen stoppen Karl Junghannß

DNF. Ausgeschrieben: Did not finish. Drei Buchstaben beziehungsweise drei Wörter auf die Karl Junghannß (Top Team Thüringen) am Samstag bei seinem Saisonstart im slowakischen Dudince gern verzichtet hätte. Der Langstreckengeher hatte knapp 19 von 50 Kilometern beim internationalen Gehermeeting absolviert, als er sich plötzlich an den linken Oberschenkel fasste. Es folgten noch einige Schritte, ehe er das Rennen für sich beenden musste. Ein bitterer Moment. Stimmten doch Vorbereitung und Form, um seine persönliche Bestzeit (3:47:01 h) anzugreifen.

Den Richtwert für die Olympischen Spiele in Tokio hatte er vor 147 Tagen an gleicher Stelle schon mit 3:49:45 Stunden erfüllt. Gefordert sind 3:50:00 Stunden. Nun wollte der 24-Jährige mit einer noch schnelleren Zeit, das Olympia-Ticket endgültig absichern. Mut schöpfte er dafür aus der guten Vorbereitung. „Ich konnte vier Monate durchtrainieren, ohne vom Plan abzuweichen. Die 50 Kilometer leben von der Grundlage. Daran haben wir in den Trainingslagern gearbeitet. Es lief in der Vorbereitung soweit alles gut“, sagte Karl Junghannß, der zuletzt drei Wochen in Maspalomas (Gran Canaria) trainierte.

Er fühlte sich bereit für sein erstes Saisonrennen. Die Vorfreude dementsprechend groß. Wenngleich sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich von dem aus dem Vorjahr unterschieden. Bemüht wurde sich ein sicheres Rennen zu organisieren sowie alle Vorschriften und Maßnahmen einzuhalten. Zuschauer waren rund um den 1-Kilometer-Pendelkurs nicht erlaubt. Die Felder international stark besetzt. Über 50 Kilometer standen 56 Teilnehmer an der Startlinie, 40 sollten das Ziel erreichen. Für Karl Junghannß lief das Rennen allerdings nicht nach Plan.

„Ich habe mich nicht so sehr an den anderen Gehern orientiert. Ich wollte mit konstanten Kilometerzeiten (4:30 min) in das Rennen starten. Anfangs war ich noch ein wenig zu langsam, habe aber dann in mein Tempo gefunden“, berichtete der Schützling des Erfurter Trainers Petro Zaslavskyy. Es lief sogar so gut, dass er das Feld anführte. Bei Kilometer 18,5 nahm er noch von seinem Bruder Otto ein Getränk am Verpflegungsstand entgegen. Der Plan ging ebenfalls auf, bis zu diesem Zeitpunkt ein Liter getrunken zu haben. Nur 200 Meter später durchzog ihn ein Schmerz im Beuger. Er nahm zwar nochmal Anlauf, aber mehr als ein paar Schritte waren nicht mehr drin. Er entschied sich, das Rennen zu beenden.

„Ich hätte die 50 Kilometer nicht geschafft. Das hätte keinen Sinn mehr gemacht, noch 31 Kilometer weiterzugehen. Auch wenn es mir in dem Moment schwer gefallen war, es war die richtige Entscheidung“, zeigte er sich einen Tag nach dem Rennen gefasst. Wie er im Gespräch weiter berichtete, traten ähnliche Probleme bereits vor zwei Wochen auf. Es waren die letzten Meter in der letzten Einheit im Trainingslager. Es folgte eine planmäßige Ruhewoche. „Ich bin dann eine Woche nicht gegangen, habe das Training reduziert und bin Rad gefahren.“ In den nachfolgenden Einheiten spürte er kaum noch etwas. Auch vom Arzt gab es grünes Licht für Dudince.

Nun kehrte der Schmerz zurück. Schlagartig. Wie aus dem Nichts. „Wir werden die nächsten Tage abwarten und schauen, was es genau ist“, sagte Karl Junghannß, der dabei die Deutschen Meisterschaften im Straßengehen auf dem Frankfurter Messegelände (10. April) nicht aus den Augen verlieren möchte. Bis dahin verbleiben ihm drei Wochen. „Sollte ich bis dahin schmerzfrei sein und wieder konstant schnell trainieren können, dann würde ich die 50 Kilometer in Angriff nehmen.“

Viele Optionen bleiben nicht mehr, um den Olympia-Startplatz abzusichern beziehungsweise den Richtwert abzuhaken. Eine weitere Möglichkeit ist das Punktesystem über die Weltrangliste. Olympia-Startplätze gibt es drei, Kandidaten wohl fünf. In Dudince probierte Hagen Pohle (SC Potsdam) die Norm über 50 Kilometer zu erfüllen. Er belegte in 3:54:48 Stunden Rang 17. Bei den Deutschen Meisterschaften im Straßengehen werden Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) sowie Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) im Kampf um die drei Startplätze ein gehöriges Wörtchen mitreden wollen. -sam-

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