Ein Mix aus Erfahrung und jungen Wilden: Das Thüringer Aufgebot für die Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende (28. bis 30. Juni) könnte unterschiedlicher nicht sein. Umso gespannter darf man sein, wie sich die Athleten - die Bandbreite reicht von Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler bis zu DM-Neulingen wie Cedric Spieß oder Alina Sophie Böhm – in Braunschweig präsentieren. Eine Prognose ist schwierig. Gehört das Gros noch der U23-Klasse ein, deren Höhepunkt eine Woche später in Mönchengladbach folgt. Für zwei ist es die Last-Minute-Chance für Paris.
TLV-Leistungssportkoordinator Willi Mathiszik spricht von „einem kleinen, schlagkräftigen Team. Aus sehr jungen wie erfahrenen Athleten. Es ist zwar nicht die große Bandbreite wie in anderen Landesverbänden, aber ich mag das“. Für zwei Teilnehmer bietet sich mit der DM die letzte Chance, sich für die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) zu qualifizieren. Thüringens Topsprinter Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) hat sein wahres Potenzial noch nicht abrufen können. Seine Saisonbestzeit steht bei 10,29 Sekunden. Gleichwohl stimmen die Trainingsleistungen seinen Trainer Tobias Schneider optimistisch: „Er hat die letzten drei Wochen gut trainieren können. Das Abschlusstraining am letzten Freitag war sehr gut. Jetzt muss er diese Leistung nur noch über drei Runden auf die Bahn bringen. Er ist gut vorbereitet und freut sich.“
Für Speerwerfer Thomas Röhler (LC Jena) entscheidet sich am Wochenende ebenfalls, ob er das Ticket für Paris noch lösen kann. Zuletzt war Maurice Voigt (LG Ohra Energie) immer für eine DM-Medaille gut, er holte 2022 und 2023 jeweils Silber. Es wird eine spannende Konkurrenz mit dem deutschen Rekordhalter Johannes Vetter (LG Offenburg), der nach mehrmonatiger Verletzungspause (Schulterprobleme) vor seinem Comeback steht, dem Europameister von 2022 Julian Weber (USC Mainz) und Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen). Der Rücken bereitete Maximilian Sluka (LG Ohra Energie) zuletzt einige Probleme. Diese sind zwar ausgestanden, aber ob ein Start über 1.500 Meter sinnvoll ist, entscheidet sich kurzfristig. „Er kann alles trainieren. Wir sind optimistisch“, sagt Landestrainer Enrico Aßmus.
U23-Athleten ohne allzu großen Druck
Erstmals dabei ist Alina Sophie Böhm (LC Jena), sie startet über 400 Meter Hürden. „Die Qualifikation war schon ein toller Erfolg und nicht erwartbar. Im Winter haben wir die Entscheidung getroffen, dass sie Anfang der Saison mal 400 meter Hürden laufen soll. Nachdem sie im ersten Wettkampf an der B-Norm geschnuppert hat, konnte sie im zweiten einen Leistungssprung erzielen und steigerte sich um 2,5 Sekunden“, freut sich ihr Trainer Tobias Groenewold, der ihr einiges zutraut. „Wenn Sie es in Braunschweig mit der Spannung und Stimmung auch im letzten Abstand schafft, einen 17er Rhythmus zu laufen, trau ich ihr eine Zeit um die 59,00 Sekunden zu.“
Zu diesen Aktiven gesellen sich noch eine Reihe U23-Athleten. Sie sollen Erfahrungen sammeln, Spaß haben und versuchen, ihre Bestzeiten anzugreifen. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Erfurt hat Marlene Körner (LC Top Team Thüringen) gezeigt, was über 100 Meter in ihr steckt. Diesen Flow mitnehmen, der sie durchaus bis ins Halbfinale tragen kann. Vielleicht hat sie dann sogar das Glück, eine Bahn neben Gina Lückenkemper oder Rebekka Haase starten zu dürfen. Mit einer Wahnsinnszeit stürmte Felix Jahn (LC Jena) über 200 Meter zum DM-Ticket (wir berichteten). Kann er diese Leistung nochmals wiederholen, dürfte für den Schützling von Trainer Rico May der Finaleinzug winken.
Kevin Brucha: Hohe Erwartungen bei DM-Start
Die Trainingsleistungen stimmen bei Hürdensprinter Florian Näbelung (LC Jena), da ist er richtig schnell. Jetzt muss es noch imWettkampf klappen, dann kann er den Erfolg aus der Hallensaison mit dem Einzug ins DM-Finale wiederholen. Dafür muss alles passen. Aus dem Trainingslager in Oberhof direkt nach Braunschweig: In einem starken Hindernisfeld darf sich Robin Müller (LC Top Team Thüringen) gegen starke wie schnelle Konkurrenz beweisen. Selbst für seinen Trainer Enrico Aßmus bietet dieses Rennen unterschiedliche Optionen: von taktisch bis schnell ist alles dabei. Schließlich geht es um die letzten Olympia-Tickets.
Erstmals DM-Luft schnuppert Cedric Spieß (Erfurter LAC). Dafür hat er sich mit 2,06 Meter empfohlen, und darf nun in einem kleinen erlesenen Hochsprungfeld ganz befreit aufspringen. Die Einstiegshöhe liegt bei 2,00 Meter, die für den frischgebackenen Abiturienten zwar schon eine große Hürde, aber realisierbar ist. Vor Selbstvertrauen strotzt Weitspringer Kevin Brucha (LC Jena), der in diesem Sommer seine Bestleistung auf 7,68 Meter steigern konnte. Dieser Tage reiste er aus seiner Wahlheimat Estland mit seiner Trainerin Ksenija Balta nach Deutschland. „Meine Erwartungen sind relativ hoch, weil die Vorleistung sehr gut war. Die DM ist für mich eine Art Zwischenstopp, ein Wettkampf, wo ich weiß, dass ich gut performen kann, weil meine Trainerin und ich uns sehr gut vorbereitet haben. Ich habe richtig Bock zu springen.“ -sam-
Die Vorschau der Staffeln erfolgt am morgigen Freitag.
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