DM: Reus sprintet auf Rang zwei, Eidner wird Fünfte über 100 Meter

Vor einer imposanten Kulisse begannen am Freitagnachmittag die Deutschen Meisterschaften der Leichtathletik in Nürnberg. Den Kugelstoßern wurde auf dem Hauptmarkt der grüne Teppich ausgerollt.  Rund um den Ring standen zwei Tribünen, auf denen zu Wettkampfbeginn kaum noch ein Platz zu finden war. Die Zuschauer gaben alles, klatschten im Rythmus zu den von den Athleten ausgewählten Songs und ließen mehrmals die Laola-Welle durch die kleine Arena schwappen.

Bei den Aktiven wurde den Frauen der Vortritt gelassen. Allen voran Luise Weber (ASV Erfurt), die als Erste vorgestellt wurde und in den Ring durfte. Die Kulisse imponierte, der erste Versuch ging auf 15,13 Meter. Die Weite reichte für die Top 8. Der zweite war ein ungültiger, im dritten steigerte sie sich auf 15,47 Meter. Zwischenzeitlich hatten Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) und Hanna Meinikmann (TV Wattenscheid) etwas weiter gestoßen, so dass Luise Weber auf dem zehnten Platz zurückfiel und die Chancen auf drei weitere Versuche verpasste. Dabei hatte sie sich doch so viel vorgenommen. Ein 16er sollte es beim Saisonhöhepunkt doch sein. Enttäuscht winkte sie ins Publikum. Den Sieg holte sich Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) mit ganz starken 20,06 Meter.

 

Kugelstoßer Andy Dittmar ist beeindruckt von der Kulisse

Bei den Männern ließ sich Andy Dittmar (BiG Gotha) das Spektakel nicht entgehen. Der Routinier zeigte sich von der Kulisse stark beeindruckt: "Das ist einmalig, was sie hier aufgebaut haben." Sein Wettkampf verlief erstmals in dieser Saison ohne die 18 vor dem Komma. Doch damit haderte der 44-Jährige keineswegs. "Ich habe nach dem ersten Durchgang gemerkt, da geht in Richtung Platz acht nichts mehr. Da  muss man auch einfach realistisch sein. Stattdessen habe ich die Atmosphäre aufgesaugt und genossen." Mit 17,47 Metern wurde er Elfter. Seinem Kumpel David Storl (SC DHfK Leipzig) drückte er weiterhin fleißig die Daumen. Der siegte mit 21,26 Meter.

Der zweite Wettkampftag begann recht ungemütlich. Aus der grauen Wolkendecke kam reichlich Regen. Die Jugendstaffeln über 3x1000 Meter und 3x800 Meter trotzten den widrigen Bedingungen. Zuerst wurden die Jungs auf die Bahn geschickt. Im zweiten Vorlauf ging es für die Startgemeinschaft LAC Erfurt (Tim Schneegaß, Tim Lungmuß und Franz Rott) ums Weiterkommen. Die Thüringer hielten sich immer vorn in der Spitzengruppe. Mit einem starken Finish brachte Franz Rott die Staffel noch auf den vierten Platz. 7:39,82 Minuten reichten für das kleine "q". Das Finale steht am Sonntag, um 12:30 Uhr, an.

 

Beide Jugendstaffeln und Keiner erreichen das Finale

Das Mädelstrio (Startgemeinschaft LAC Erfurt) stellte sich von allein auf. Als Startläuferin fungierte Charlotte Fromm, ihre Spezialstrecken sind eigentlich die 100 und 200 Meter.  Sie übergab den Staffelstab an Lena Posniak, die sich immer weiter nach vorn arbeitete. Und als Schlussläuferin zündete Alina Schönherr den Turbo und brachte das Team in 6:56.53 Minuten auf den dritten Rang. Das sollte ebenso für das kleine "q" reichen.

Dieses hatte auch Mittelstreckler Sebastian Keiner (LAC Erfurt Top Team) hinter seinem Namen stehen. In seinem Vorlauf traf er gleich auf die Topfavoriten wie Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) und Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald). Diese Konstellation empfand er als etwas "ungünstig". Die Konkurrenz hielt sich noch etwas bedeckt. Keiner übernahm die Initative und bestimmte das Tempo. "Ich wollte nicht, dass es vorn zu langsam wird", erklärte der 28-Jährige, der sich über die fast vier Stadionrunden recht locker fühlte. Eingangs der Zielgeraden waren vier Läufer auf einer Höhe, darunter Sebastian Keiner. Den besseren Schlussspurt hatte Homiyu Tesfaye, der den Vorlauf gewann. Keiner wurde in 3:50,66 Minuten Vierter. Der Regen machte indes keine Probleme. "Die Bahn war zwar feucht, aber durch die Spikes hatte man einen guten Grip."

 

Reus muss sich Youngster Kranz geschlagen geben, Eidner wird Fünfte über 100 Meter

 

Julian Wagner braucht immer einen Lauf, um richtig im Wettkampf anzukommen. In Nürnberg lief es für den Youngster nicht wirklich rund. Die 10,56 Sekunden aus dem Vorlauf reichten für den Zwischenlauf. "Der Vorlauf war recht solide. Mir fehlt hinten raus so ein bisschen die Spritzigkeit", sagte der U23-Athlet vom LAC Erfurt Top Team. Das nasskalte Wetter kam ihm sogar etwas entgegen. "Mir machen die kühlen Temperaturen nichts aus. Das ist sogar viel besser. Ich bin froh, dass es sich etwas abgekühlt hat." Die Eigenschaften der schnellen Bahn konnte er sich nicht zu Eigen machen. Im Zwischenlauf  wollte er es eigentlich besser machen. Es kam anders. Die letzten 10 Meter ließ er ausrudeln, so dass am Ende 10,63 Sekunden und Platz acht im Protokoll standen. Er haderte etwas mit seiner Leistung "Hätte ich die Leistung abgerufen, die ich am Anfang der Saison gelaufen bin, dann hätte es für das Finale gereicht." Seine Bestleistung steht bei 10,41 Sekunden.

 

Recht souverän der Vorlauf (10,40 sec) und Zwischenlauf (10,32 sec) von Julian Reus (LAC Erfurt Top Team). Als jeweiliger Sieger seiner Läufe untermauerte der mehrfache deutsche Meister seine Titelambitionen. Wenngleich sich der 30-Jährige auch aufgrund seiner Verletzungs-Geschichte nicht als Favorit sah. Da hatten sich andere Sprinter wie Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) in die Position geschoben. Doch es kam anders. Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) sorgte für die Sprint-Überraschung der Meisterschaften. Der U23-Athlet holte sich innerhab weniger Wochen seinen zweiten Meistertitel, erst in der U23 und am Samstag bei den Aktiven. Er hatte das besser Finish, er siegte in 10,28 Sekunden vor Julian Reus (10,32 sec). "Mit dem Rennen, meiner Leistung und der Platzierung bin ich nicht zufrieden. Dabei hatte ich schon das Gefühl, dass ich mehr drauf gehabt hätte. Aber irgendwie wollte es nicht. Am Ende habe ich noch das Beste draus gemacht und mich für die EM qualifiziert", gab er zu Protokoll.

 

Bei Tiffany Eidner (Bad Lobenstein TC) lief es ebenfalls nicht richtig rund. Schon nach dem Vorlauf fand sie kritische Worte: "Es lief von vorn bis hinten nicht viel zusammen." Sie wurde in 11,73 Sekunden Zweite hinter Katrin Fehm (ESV Amberg; 11,61 sec). Doch die Zeit reichte, um in den Zwischenlauf einzuziehen. Sie konnte sich zwar auf 11,61 Sekunden steigern. Zufrieden machte diese Zeit aber nicht. "Vorn passt es eigentlich ganz gut. Nur auf den letzten 20, 30 Metern werde ich fest." Der Turbo zündete nicht. Wie auch im Finale, das sie in 11,65 Sekunden als Fünfte beendete. Sie haderte gehörig mit sich. Schließlich wollte sie die EM-Norm (11,35 Sekunden) angreifen. Schließlich steht ihre Bestzeit seit dieser Saison bei 11,43 Sekunden. Das klappte nicht. Am Sonntag gibt es eine neue Chance - über 200 Meter.