DM: Doppel-Gold für Erfurts U20-Langstaffeln, Röhler wird Vizemeister

Der dritte Wetkampftag bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten begann mit einem Paukenschlag. Es waren sogar zwei. Die U20-Langstaffeln der Startgemeinschaft LAC Erfurt holten jeweils die Goldmedaille. Silber gab es durch Speerwerfer Thomas Röhler (LC Jena).

Der Abschlusstag der DM hatte es wahrlich in sich: viele Entscheidungen, bei denen auch einige Thüringer Athleten vorn mitmischten. Traditionell durften die U20-Langstaffeln - 3x1000 Meter und 3x800 Meter - beginnen. Zunächst die männliche Jugend. Im Vorlauf waren Tim Schneegaß, Franz Rott und Tim Lungmuß (Startgmeinschaft Erfurter LAC) im Einsatz, im Finale gab es auf zwei Positionen einen Wechsel. Max Körner und Tobias Rex ersetzten die beiden Tims. Im Vorjahr sorgten den Erfurter mit ihren blauen Haaren für einen echten Hingucker, in Nürnberg war es ein orangefarbenes Haarband.

Taktisch starkes Rennen: Körner, Rott und Rex mit Gold belohnt

Startläufer Max Körner lief clever, hielt sich stets als Dritter hinter den beiden Dortmundern (I/II) und nutzte den Windschatten. Er übergab als Dritter den Stab an Franz Rott, der sich auf Rang zwei vorarbeitete. Vor ihm die starke Dortmunder-Staffel I mit Mohamed Mohumed. "Er ist sehr forsch angegangen und ich musste ihn erstmal wegziehen lassen", sagte Franz Rott.  

Doch mit jedem Meter saugte er sich immer näher an den Dortmunder heran. Im Ziel waren beide Staffeln gleichauf, Franz Rott übergab den Staffelstab als Erster an Schlussläufer Tobias Rex, der aber Dortmunds Schlussläufer Elias Schreml den Vortritt ließ. Erfurt oder Dortmund - wer holt sich den Titel? Spannender hätte der dritte Wettkampftag nicht beginnen können. Auf der Zielgeraden zündete Tobias Rex den Turbo, lief am Dortmunder vorbei und wurde in 7:20,72 Minuten Erster. "Auf den letzten 100 Metern war meine Zeit gekommen", sagte Tobias Rex, der mit einem starken Schlussspurt den Gold-Traum wahr machte.


Fromm mit guten Auftakt, Posniak sammelt ein und Schönherr lief "das Ding" nach Hause


Dieser erfüllte sich nur wenige Minuten später auch für die Erfurter-Mädels: Charlotte Fromm, Lena Posnika und Alina Schönherr (Startgemeinschaft LAC Erfurt). "Ich war richtig aufgeregt. Ich bin noch nie in zwei Tagen 800 Meter gelaufen", sagte Startläuferin Charlotte Fromm, die eigentlich über 100 und 200 Metern zu Hause ist. Für sie lief es überraschend gut über die zwei Stadionrunden. Sie brachte die Staffel in eine gute Ausgangsposition und übergab den Stab als Sechste. Es folgte Lena Posniak, die das Feld von hinten aufrollte. "Ich sollte so viele Läuferinnen wie möglich einsammeln", erklärte die das taktische Vorgehen. Und das funktionierte richtig gut.

Sie übergab als Erste an Alina Schönherr. "Ich hatte richtig Druck, ich sollte das Ding nach Hause laufen." Doch so einfach wurde es ihr nicht gemacht. Die Leverkusenerin Berit Scheid "klebte die ganze Zeit" an der Führenden. Was in Alina Schönherr steckt, das sahen die Zuschauer auf den letzten 200 Metern. Sie zog das Tempo an, ließ die Verfolgerin "stehen" und holte souverän in 6:42,99 Minuten den Titel. Den Moment auf dem oberen Treppchen bei der Siegerehrung genossen beide Staffeln. "Das war ein richtig schöner Moment", waren sich alle einig.

Sprintstaffel kommt nicht ins Ziel, Top 6 für Reinhardt und Keiner

Nun hieß es weiter Daumendrücken. Zunächst für die Sprintstaffel der Startgemeinschaft Erfurt-Jena in der Besetzung Julian Reus, Luis Brandner, Hans-Arthur Margraf und Julian Wagner. Eine Medaille war das Ziel. Doch diese Träume zerplatzten beim letzten Wechsel. "Julian ist zu früh losgelaufen und irgendwann war die Wechselzone zu Ende", sagte Luis Brander in der Mixed-Zone. Dabei lag der Erfurter-Express zu diesem Zeitpunkt richtig gut im Rennen. "Silber wäre drin gewesen", meinte Luis Brandner, der zuletzt bei der U20-WM in Tampere über Staffel-Bronze jubeln konnte.

Einen starken Eindruck hinterließen Philipp Reinhardt (LC Jena) über 5.000 Meter und Sebastian Keiner (LAC Erfurt Top Team) über 1.500 Meter. Zwölfeinhalb Runden lagen vor Philipp Reinhardt. Ausgesprochen gut hielt er mit der Spitzengruppe um Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), Amanal Petros (SV Brackwede) und Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München) mit. Drei Runden vor dem Ziel wurde erstmals das Tempo angezogen. Philipp Reinhardt hielt Schritt. "Die Taktik war mitzuschwimmen und defensiv bleiben. Hinten raus sollte ich meine Stärken ausspielen", erklärte der eigentliche Hindernisspezialist. Die Taktik wäre fast aufgegangen. Die Konkurrenz war am Ende einfach zu stark. In 14:18,13 Minuten wurde es Rang sechs.

Nach anfänglichen Problemen zu Saisonbeginn kam Sebastian Keiner immer besser ins Rollen. Das war auch in Nürnberg zu sehen. Wie bereits im Vorlauf setzte sich Keiner nach dem Startschuss sogleich an die Spitze. "Ich bin auch mal kurz zur Seite gegangen, aber es wollte kein anderer die Führungsarbeit übernehmen", merkte der 28-Jährige an. Auf der Gegengerade, ungefähr 300 Meter vor dem Ziel, kam der Antritt der starken Konkurrenz um Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) und Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), der sich in der Mixed-Zone beim Erfurter für die Führungsarbeit bedankte.

Eidner verpasst Bestzeit knapp, Röhler wird Vizemeister

Für Sebastian Keiner war der Weg nicht immer frei. "Ich habe mich durch das Feld geschlichen", sagte der deutsche Hallenmeister über 1.500 Meter. "Vielleicht wäre an einer anderen Position mehr drin gewesen." Die Medaillenplätze waren vergeben. Sebastian Keiner wurde in 3:54,78 Minuten Fünfter. Auf Rang acht sprang sich Marcel Kornhardt (ASV Erfurt). Der Dreispringer haderte mit sich. Nach einem guten ersten Versuch auf 15,51 Meter blieb eine Steigerung in folgenden Durchgängen aus. Bis zum fünften Versuch hatte er sogar auf Rang vier gelegen. Die Konkurrenz packte noch einige Zentimeter drauf und verdrängte den Erfurter auf Rang acht.

Im Finale über 200 Meter verpasste Tiffany Eidner (Bad Lobenstein TC) ihre vor einem Jahr in Erfurt aufgestellte Bestzeit nur knapp. Im Finale blieb sie in 23,65 Sekunden nur eine Hundertstel über ihrer Bestmarke. Sie wurde DM-Siebte. In einem spannenden Speerwurf-Finale war der letzte und sechste Wurf von Thomas Röhler Silber wert. Im Vorfeld hatte er schon gesagt, dass er nicht in der frischesten Verfassung sei und sich überraschen lassen wolle. Einer seiner Würfe passte und wurde mit 88,09 Meter gemessen. Das reichte hinter Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 89,55 m) zum zweiten Platz.