Arnstadt Masters: Andy Dittmar verpasst Weltrekord um neun Zentimeter

Ein paar kleine wie schöne Kuriositäten boten die Wettkämpfe der Masters bei den Thüringer Landesmeisterschaften in Arnstadt: Es gab einen Bürgermeister, der den Diskus zum Sieg warf, eine Kugelstoßerin, die erstmals bei den Männern im Feld starten durfte, und einen Schulleiter, der als Vorbereitung auf die Marathon-EM einmal wöchentlich die Laufschuhe schnürt und einen Marathon zur Schule läuft. Zwei Landesrekorde sowie einen Beinahe-Weltrekord durften wir ebenfalls notieren.

Die Vorfreude bei den Thüringer Masters-Athleten ist bereits jetzt schon zu spüren, wenn man sie auf die Deutschen Meisterschaften anspricht. Kein Wunder, finden diese doch in Gotha (22. bis 24. August) statt. Wie auch bei den Aktiven und der Jugend müssen die Masters Normen bzw. Mindestleistungen erbringen, um sich für die nationalen Titelkämpfe zu qualifizieren. Einige haben diese schon in ihren jeweiligen Disziplinen erfüllt, andere möchten sie noch erfüllen oder nutzten die Thüringer Landesmeisterschaften in Arnstadt als Trainingswettkampf oder als Standortbestimmung auch in Richtung der Deutschen Meisterschaften.

Ein Bürgermeister auf Weitenjagd

Schnell unterwegs war Martin Hohmann (Erfurter LAC) über 100 und 200 Meter in der M40, er blieb in 12,13 und 24,63 Sekunden unter der DM-Norm. Karsten Klose (KSSV Victoria Weimar/Schöndorf) als Zweitplatzierter über 100 Meter gelang dies mit 12,73 Sekunden ebenfalls. So schnell wie noch nie war Stefan Zimmermann (LG Ohra Energie) über 400 Meter unterwegs, er meisterte die Stadionrunde mit erfüllter DM-Norm in 58,98 Sekunden. In neuer persönlicher Bestzeit legte Björn Illing (LSV 1971 Ilmenau) die 1.500 Meter in 4:32,01 Minuten zurück. In der M45 gab es die nächsten guten Zeiten: Doppelsieg für Michael Krauße (Saalfelder LV) über 200 und 400 Meter in 26,68 und 58,40 Sekunden. Über die Stadionrunde blieb mit Jens Schwotzer (KSSV Victoria Weimar/Schöndorf) der zweite Starter unter der DM-Norm. Das gelang ihm auch als Sieger über 1.500 Meter in 4:42,50 Minuten.

Stark aufgestellt die M50: Sprint-Double für Florian Kolb (LC Jena), der sich in 13,41 und 27,09 Sekunden über 100 und 200 Meter durchsetzte. Letztere Zeit bedeutete für ihn persönliche Bestleistung gepaart mit einer DM-Norm. Vielseitig erfolgreich: Das trifft auf Ludwig Döring (SV Sömmerda) zu. In Arnstadt startete er in vier Disziplinen und mit der Sprintstaffel. Er siegte über die Kurz- und Langhürde, mit dem Speer und wurde im Diskuswerfen Zweiter. Mit der Sprintstaffel des SV Sömmerda verpasste er die geforderte DM-Norm um knapp vier Zehntel, gefordert sind 55,00 Sekunden und auf der Uhr standen 55,39 Sekunden. Mit Frank Spilling (SG Motor Arnstadt) ging der Arnstädter Bürgermeister auf Weitenjagd und holte mit 38,34 Metern zum großen Gold-Wurf aus. Zur DM-Norm fehlten ihm noch etwas mehr als anderthalb Meter.

Kein Rekord, dennoch nicht unzufrieden

Wenn Kugelstoßer Andy Dittmar (BiG Gotha) in den Ring steigt, muss man fast schon sicher sein, da passiert wieder etwas Großartiges. Dieses Mal sollten neun Zentimeter am Weltrekord fehlen. Dieser steht bei 18,63 Meter. Im ersten Versuch kam er dieser Marke schon gefährlich nah, als die Kugel bei 18,54 Meter landete. Ihm gelangen noch zwei weitere Stöße über die 18-Meter-Marke. „Von der Serie war es eine schöne Geschichte. Ich bin super glücklich und überrascht. Die Weite war aus dem vollem Training heraus, und ohne Erwartungen“, sagte der 50-Jährige, der wie auch einige andere Masters-Athleten vor einer „ganz schwierigen Wettkampfplanung“ steht. Zumal die DM erst Mitte August ansteht und der internationale Höhepunkt mit der Masters-EM auf Madeira (Portugal; 8. bis 19. Oktober) ebenfalls recht spät angesetzt ist.

„Was ist mein Höhepunkt?“, stellte er sich die Frage. Die Antwort für ihn ganz klar - die DM auf heimischer Anlage, wo sein Training hin ausgerichtet ist. Zuvor unterstützt er Sohn Lenny bei seinem DM-Einsatz in Bochum-Wattenscheid (11. bis 13. Juli). Nur drei Tage später wird er gemeinsam mit seinem Sohn, beide stoßen die 6-Kilo-Kugel, beim Spezialmeeting der Kugelstoßer auf dem Marktplatz in Biberach/Riß in den Ring steigen. In der zweiten Augustwoche steht ein Trainingslagerurlaub im Ostseebad Zinnowitz an.

Ein Schulleiter, der zur Schule läuft

Auf den längeren Distanzen fühlt sich Jens Peter (LTV Obereichsfeld) am wohlsten. Für den deutschen Ultramarathon-Meister der M55 sind die kürzeren Distanzen wie 800 und 1.500 Meter dagegen fast ein Sprint. Dennoch aber wertvoll. „Die kurzen Strecken sind enorm wichtig für die Tempohärte, damit man das Tempo halten kann. Man macht ja auch die Intervalle in dem Tempo. Ich laufe die Strecken auch sehr gerne, weil sie mir als großer und schwerer Athlet entgegenkommen“, erklärte er. Zufrieden zeigte er sich über seinen Auftakt über 1.500 Meter. „Das war absolut super. Es war mehr, als ich mir vorgenommen habe. Ich hatte mir eine Zeit unter fünf Minuten vorgestellt – und schlussendlich bin ich 4:48,79 Minuten gelaufen.“

Seine Vorbereitung ist ausgerichtet auf seinen Start bei der Marathon-EM der Masters am 6. September in Jyväskylä  in Finnland. Der Nordhäuser ist Schulleiter am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Sangerhausen und baut den Marathon sogar einmal wöchentlich in sein Trainingsprogramm mit ein. „So ein Marathon, den laufe ich frühmorgens in mindestens 3:15, 3:20 Stunden zum Training. Da laufe ich auch mal frühs zur Schule.“

Trainingsläufe, Bestzeiten und gemischte Gefühle

Bei den Masters-Athletinnen gab es nicht weniger gute Leistungen. Wir durften sogar zwei Landesrekorde für Franziska Brünner und Manuela Hartung notieren. Wir berichteten. Doch auch hier purzelten einige Bestzeiten. In der W40 steigerte Katrin Puth (LV Gera) ihre Saisonbestzeit über 1.500 Meter auf 5:26,91 Minuten. Christin Heinke (SV Concordia Großengottern) lief über 80 Meter Hürden in 15,15 Sekunden zu einer neuen Bestzeit wie DM-Norm. Je zwei Mal DM-Norm über 100 und 200 Meter für Natalia Moussa (SV Sömmerda) und Kati Nover (SV Concordia Großengottern) in der W45. Dazu gab es für Natalia Moussa über 200 Meter in 27,36 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit. Eher ein gutes Training waren für Iris Opitz (LAV Elstertal Bad Köstritz) die Starts über 100, 200 und 400 Meter. Die Zeiten für die W55-Sprinterin ausbaufähig.

Aufgrund der fehlenden Konkurrenz genoss Carmen Hildebrandt (Eisenacher LV) das Privileg in der M50 zu stoßen. Eine Premiere sozusagen. Ihre Tagesbestweite von 11,42 Metern löste bei ihr eher gemischte Gefühle aus. „Ich hätte mir schon gern 30, 40 Zentimeter mehr gewünscht. Das wäre realistisch, weil es im Training momentan in diese Richtung geht“, sagte sie nach dem Wettkampf. Mit einem Versuch haderte sie ganz besonders. „Das war eine richtig schöne Weite, diesen ungültig zu machen, das war einfach ärgerlich und sinnlos. Ich war fertig, habe der Kugel hinterhergeschaut und machte dabei einen Schritt über den Balken.“

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