Andor Rik Schumann: „Jetzt bin ich an der Reihe, es selbst zu erleben“

Bei der U18-Gala in Wetzlar buchte Andor Rik Schumann (Erfurter LAC) das Ticket für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) in Skopje (Nordmazedonien; 20. bis 26. Juli). Eine Woche später verbesserte er bei den Landesmeisterschaften den Landesrekord in der Jugend U18 über 400 Meter. Seine Paradestrecke bleiben weiterhin die 800 Meter. Nach seinem schnellen Rennen über 400 Meter haben wir mit ihm über den Stellenwert solcher Rekorde, die weitere Wettkampfplanung und seine Erwartungen für die Jugend-DM gesprochen.

Andor Rik Schumann, herzlichen Glückwunsch zu dieser fabelhaften Zeit über 400 Meter. Haben Sie sich das Rennen so vorgestellt?

Andor Rik Schumann: Ja, mein Trainerteam (Anmerk. Enrico Aßmus und Nils Schumann) und ich haben schon mit solch einer Zeit geliebäugelt. Das Minimalziel war eine neue Bestzeit zu laufen. Wir haben uns schon vorstellt, dass man dafür im 48,5 Bereich und drunter was auf die Bahn hinlegen kann.

Das ist Ihnen eindrucksvoll gelungen. Noch dazu bei diesen sehr heißen Temperaturen. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?

Andor Rik Schumann: Nicht so viel anders als sonst. Wenn man sich lang genug im Schatten aufhält und ein nasses Handtuch mithat, dann geht das schon. Während des Rennens ist es eh egal, ob man 400 oder 800 Meter läuft.

Im Sprint sind die 400 Meter die längste Disziplin. Kein Taktieren, nur Tempo. Wie haben sich für Sie die 400 Meter angefühlt?

Andor Rik Schumann: Genauso ist es. Es gibt keine große Taktik wie bei den 800 Metern. Es geht einfach darum, schnell aus dem Startblock zu kommen, auf der Gegengerade das Tempo zu erhöhen und dann den Rest einfach durchziehen. Auf der Gegengerade war ein bisschen Gegenwind, aber nicht so arg schlimm.

Ist der Landesrekord etwas Besonders für Sie?

Andor Rik Schumann: Na klar. Ich muss auch sagen, dass ich manchmal vor einem Rennen schon draufschaue. Es war mir schon bewusst, dass der Landesrekord zu schlagen ist. Das hat schlussendlich gut funktioniert.

Ihre Spezialstrecke sind die 800 Meter. Davor die Woche haben sie bei der U18-Gala in Wetzlar das Ticket für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) in Skopje klargemacht. Können Sie uns nochmal mitnehmen. Wie haben Sie den Tag erlebt?

Andor Rik Schumann: Die einzige Aufgabe an diesem Tag war zu gewinnen. Das Feld war nicht allzu stark besetzt. Es gab keine Taktik, dass ich bis zum Schluss warten sollte. Ich sollte von Anfang an das Rennen bestimmen. Das habe ich so gemacht und durchgezogen. Es waren keine guten Bedingungen mit ziemlich viel Gegenwind. Im Endeffekt haben ich es mit einer guten Zeit solide gemacht. Danach ist erstmal eine riesige Last von einem abgefallen, weil man jetzt die Sicherheit hat, dass man beim EYOF dabei ist.

Da schwingt auch schon eine gehörige Portion Vorfreude mit.

Andor Rik Schumann: Na klar. Es sind nur noch wenige Wochen. Es fühlt sich zwar noch so fern an, aber eigentlich ist es schon ganz nah. Für mich werden es die ersten internationalen Erfahrungen mit allem drumherum wie Nationalkleidung werden. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich kenne es momentan nur von den Erzählungen meines Papas. Jetzt bin ich an der Reihe, es selbst zu erleben und darauf freue ich mich sehr.

Wie sieht die weitere Wettkampfplanung aus?

Andor Rik Schumann: Vor den Deutschen Jugendmeisterschaften sind wir traditionell im Trainingslager in Oberhof. Ich werde noch einen kleinen Wettkampf bei der U20-Gala in Mannheim machen. Das ist nichts Großes. Das ist eine Art Läuferstaffel, ich werde über 400 Meter starten. Danach folgt die Jugend-DM in Bochum-Wattenscheid (11. bis 13. Juli) und dann schon mein Start beim EYOF in Skopje.

Der erste Höhepunkt ist die Jugend-DM. Mit welchen Erwartungen werden Sie dort starten?

Andor Rik Schumann: Ich werde das erste Mal als Favorit an den Start gehen. Ich werde dort nichts anbrennen lassen. Nicht auf die Gerade warten, wie ich es sonst immer gemacht habe, sondern das Rennen von vorn gestalten. Es wird nicht ohne Aufregung bestritten. Natürlich liegt der Fokus auf dem EYOF, aber eine DM-Medaille ist ebenfalls nicht zu verachten.

Zumal Sie noch eine kleine Rechnung offen haben.

Andor Rik Schumann: Mit dem Titel in der U18 hat es im letzten Jahr knapp nicht geklappt. Da bin ich hinter Piet Hoyer Zweiter geworden. Als jüngerer U18-Jahrgang war es dennoch super. Jetzt geht es darum, den Titel zu gewinnen.

Was kann Ihnen ihr Papa Nils mit auf den Weg geben?

Andor Rik Schumann: Ich denke, das Wichtigste ist, den Respekt nicht zu verlieren. Wenn du keine Aufregung und Angst vor dem Start mehr hast, dann kann es nichts Gutes werden. Ein gewisses Selbstbewusstsein ist sehr wichtig, aber man sollte nicht zu selbstbewusst sein, wie wenn man sagt, ich gewinne das Rennen easy. Wir besprechen uns im Vorfeld eigentlich nicht so viel. Ich mache es meist, so wie es kommt, weil jedes Rennen ist anders.

Wenn Sie sich etwas wünschen könnten, was wäre das?

Andor Rik Schumann: Sportlich gesehen, dass mir vor meinem EYOF-Start nochmal ein schnelles Rennen gelingt, wo ich eine gute Zeit hinlegen kann. Bisher war ich mit den Zeiten nicht so zufrieden. In Brüssel bin ich mit 1:51,51 Minute nicht unter meine Hallen-Bestleistung gekommen. Es war ein schwieriges Rennen, mit viel Trampelei und keinem guten Wetter. In Wetzlar herrschten auch keine guten Bedingungen, da bin ich allein von vorn gelaufen. Auch keine Megazeit. Ich bin zum Anfang der Saison die 600 Meter gelaufen, mit einer echt guten Zeit. Deswegen würde ich mir wünschen die Zeit von den 600 Metern nochmal auf die 800 übertragen zu können.

Wohin orientieren wir uns dann zeitmäßig?

Andor Rik Schumann: In Richtung 1:50, 1:49 Minute oder vielleicht sogar noch schneller. Das könnte ich mir mit der Zeit aus den 600 Metern schon vorstellen. Das traue ich mir auf jeden Fall zu. Vielleicht wird es ja beim EYOF was. Wer weiß, was dort im Vorlauf passiert. Ich bin aktuell 14. in der europäischen U18-Bestenliste, aber die Jungs liegen alle dicht beisammen. Eigentlich super Bedingungen, um ein schnelles Rennen zu bekommen. Mal schauen, wie es dann wird. Bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften geht es vorrangig um die Medaillen.

Nominierung EYOF DLV